Highlands

Highlands

12.11.2023
Backpacking

Tags darauf startet unsere Privattour durch die Highlands. Wir werden von 2 Herren - unserem Fahrer und Guide - mit einem schicken, schwarzen Auto abgeholt, und starten früh morgens los. Den ersten Halt legen wir am Fischerhafen ein. Heute ist richtig tolles Wetter und die bunten Boote strahlen mit dem Meer um die Wette. Danach geht's aber weiter ins Landesinnere, das Meer werden wir die nächsten 2 Tage nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Für Mr. Vu - unseren Touranbieter, der auch ein Restaurant betreibt - fahren wir erst zu einem Fischhändler, der Süßwasserfische aus einem See holt und sie als Spezialität verkauft. Das ist zwar eigentlich ein Businesstermin, aber uns stört das nicht. Mit den Locals in Kontakt zu kommen ist immer interessant. Passend dazu besuchen wir im Anschluss eine Kaffeeplantage. Uns war das nicht bewusst, aber Vietnam ist einer der weltgrößten Kaffeeproduzenten und wir erfahren dort noch ein paar andere wissenswerte Dinge über den Anbau der Kulturpflanze. Außerdem sehen wir mal, wie so eine Kaffeefrucht auf dem Baum aussieht. Die nächste Station ist eine lokale Ziegelfabrik, wo mit nur wenig maschineller Unterstützung Lehmziegel hergestellt werden, und zwar ausschließlich von Frauen.

Danach stehen die Dray-Sap-Wasserfälle auf dem Programm. Sie sind die größten in Vietnam und messen an der breitesten Stelle sicher 200 Meter. Da gerade Trockenzeit ist, führt der sie speisende Fluss aber recht weniger Wasser, wodurch diese Breite aktuell sicher nicht erreicht wird. Die Kaskaden sind aber auch so beeindruckend und das Wasser hat eine wunderschöne Farbe. Die Fälle liegen in einer Art Naherholungsgebiet, so dass außer uns auch noch einige andere  - vor allem vietnamesische - Besucher unterwegs sind. Das scheint hier ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. 

Am Nachmittag fahren wir über weniger gut ausgebaute Straßen weiter bis zum Lak Lake. Die Fahrerei ist ganz schön langwierig, was aber auch daran liegt, dass unser Fahrer das schöne Auto viel zu untertourig die Berge hochquält. Zurückschalten wäre hier die Devise gewesen. Untergebracht werden wir in einem Bungalow-Hotel, das auf alle Fälle auch schon bessere Tage gesehen hat. Es ist aber recht schön am See gelegen, und da es nur sehr wenige Gäste gibt, ist es dort auch wunderbar ruhig. Vor dem Abendessen im Hotel können wir noch einen sehr farbintensiven Sonnenuntergang bewundern.  

Am nächsten Tag erkunden wir die ländlich geprägte Gegend um den Lak Lake. Hier leben noch viele Menschen, die der Minderheit der Mnong angehören. Mehrere Familien wohnen dabei in Dörfern (Buons) zusammen. Sie sind naturgemäß nicht nur Nachbarn, sondern auch mehrfach (bluts)verwandt. Das Oberhaupt eines Buons wird für eine festgesetzte Periode gewählt. Innerhalb des Dorfes leben die einzelnen Familien in mehr oder weniger traditionellen Langhäusern. Diese existieren neben der ursprünglichen Variante aus Bambus mancherorts auch schon in gemauertem Zustand. Ob das klimatisch gesehen ein Vorteil ist, bleibt mal dahingestellt. Der Raum unter den Langhäusern wird als Lagerfläche genutzt und wenn hoch genug auch als Unterstand für Kühe. Angeblich werden Tiere meist zu Opferzwecken gehalten, wir glauben aber nicht, dass das der einzige Nutzen ist, den man aus ihnen zieht. Rund um die Dörfer wird Reis angebaut und wir sehen die erste Entenherde unseres Lebens. Eine riesige Zahl von wuseligen Küken wird von einem Hirten entlang eines Flusses dahingetrieben. Was für ein witziges Spektakel und auch da glauben wir nicht, dass das nur Opfertieren sind. 

Seit Jahrhunderten züchten und jagen die Mnong auch Elefanten. Um ihr Einkommen, das sie fast ausschließlich in der Landwirtschaft verdienen, aufzubessern werden auch Elefantenritte für Touristen angeboten. Die Tiere sehen prinzipiell sehr gepflegt aus und scheinen auch nicht übermäßig viel Stress zu haben, da sich die Anzahl der Touris allem Anschein nach in Grenzen hält. Rückblickend hätten wir den Elefantenritt aber doch auslassen sollen, da es für die Tiere trotz ihrer scheinbaren Stärke ziemlich anstrengend ist. Zudem lassen sie es von Natur aus nicht zu, dass auf ihnen geritten wird, es muss ihnen erst antrainiert werden. Ehrlicherweise haben wir uns da im vorhinein nicht ausreichend informiert. Definitv wird das sicher unser einziger Elefantenritt bleiben. 

Das Außergewöhnlichste an dem Ausritt ist, dass der Elefant - mit uns auf dem Rücken - ein gutes Stück durch den See stapft. So bekommen wir einen ersten Eindruck vom Lak Lake, der das größte Süßwasserreservoir in den Highlands ist und für die Mnong lebenswichtig. Nach dem Elefantenritt fahren wir noch eine Runde mit einem traditionellen Boot, was auch ziemlich nett ist.  

Die kommende Nacht verbringen wir in Da Lat. Die auf 1500 Metern Seehöhe gelegene Stadt in den Bergen zeichnet sich durch kühleres Klima und eine für Vietnam untypische Landschaft aus, die uns aber ziemlich vertraut ist. Die Nadelwälder erinnern an Europa und so ist es nicht verwunderlich, dass Da Lat für die französischen Kolonialherren ein beliebtes Ziel auf der Suche nach einem Stück Heimat war. Zudem gedeihen nur hier diverse (exotische) Obst- und Gemüsesorten wie Erdbeeren und Artischocken. Einzigartig in Vietnam ist auch die Milchwirtschaft, wie uns gigantische Werbeplakate mit Kühen darauf verraten. Aus diesen Gründen gilt Da Lat für Vietnamesen als ausgefallenes Reiseziel, was es zu einem Mekka für Hochzeitstouristen macht. Auch wir werden in einem Wedding-Hotel mit integriertem Brautmodenausstatter untergebracht. 

Sehr skurril ist das sogenannte Crazy House in Da Lat. Es handelt sich dabei um ein 1990 entstandenes Gebäude, das vom Stil her sehr an Gaudís Bauten in Barcelona erinnert, auch wenn es einer gänzlich anderen Zeit entstammt. Das als Hotel, Café und Galerie genutzte Gebäude ist ein Sammelsurium aus Höhen, verschlungenen Gängen und sich spektakulär windenden (Frei)Treppen. Große Teile des Gebäudes sind zugänglich und vom Dach des Gebäudes bietet sich ein wunderbarer Blick über Da Lat und die umgebende Berglandschaft.  

Weniger ambitioniert ist da der Sommerpalast des letzten Kaisres Bao Dai, der sich ebenfalls in Da Lat befindet. Das Gebäude im europäischen Stil wurde in den 30er-Jahren errichtet, ist gut gepflegt und versprüht ziemlich viel Retro-Charme. Nachdem wir auch dort ausgiebig herumgelaufen sind, machen wir uns mit Fahrer und Guide auf Richtung Küste, wo unsere Highland-Tour enden wird. Unterwegs halten wir noch bei einer Pilzfarm und an einem großen Kraftwerk, das zwar jetzt nicht sehenswert im engeren Sinn ist, aber der Grund sein dürfte, warum viele Minderheitenvölker in der Gegend abgesiedelt werden. Unser Guide spart dieses offenkundig heikle Thema zwar weitgehend aus, aber wir glauben, dass wir das schon richtig verstanden haben. Nach einer weiteren längeren Fahrstrecke werden wir, wie vereinbart, in Mui Ne abgesetzt.