Split_Palastkeller

Silvestertag in Split

01.07.2023
Roadtrip

Nach etwa 800 Kilometer Anreise mit einem Übernachtungszwischenstopp in der Gegend um Jasenice erreichen wir am 31. Dezember gegen Mittag Split, die erste Station auf unserem weihnachtlich-silvesterlichen Kroatien-Trip. Auf der ganzen Fahrt über hält sich das Verkehrsaufkommen in Grenzen, in Split ist aber schon einiges los. Mit unserem Bulli wuseln wir uns aber ganz gut durch die Innenstadt und finden sogar auf dem von uns angepeilten Parkplatz einen freien Spot. Anscheinend beginnt hier eine Glückssträhne bereits im alten Jahr. 

Von dort ist es auch gar nicht mehr weit bis ins historische Zentrum Splits - der inoffiziellen Hauptstadt Dalmatiens. Wir schlendern am kroatischen Nationaltheater vorbei und kommen dann in den immer noch fast vollständig durch eine Stadtmauer umschlossenen Teil der Stadt. Das Tolle an dieser "Kernzone" ist die für Kroatien typische beinahe 100%-ig einheitliche Gestaltung des Stadtraums. Fassaden, Pflaster, Stadtmauern, Denkmäler - alles Ton in Ton aus dem gleichen hellbeigen Kalkstein. 

Auf dem besonders schönen Obstplatz kaufen wir uns einen nicht ganz günstigen Kaffee. Der Platz wird dominiert von den Überresten einer venezianischen Burg, die hier im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Außerdem fallen uns die vielen unglaublich gut gekleideten Einwohner Splits auf, die am letzten Tag des Jahres durch die Gassen flanieren bzw. die unzähligen Lokale und die Strandpromenade "Riva" übervölkern. Wir haben uns eigentlich vorgestellt, dass die Innenstadt am frühen Nachmittag noch leerer ist. Die Menschen werden im Lauf der Zeit aber immer mehr, anscheinend startet die große Silvesterparty hier bereits sehr früh. 

Wir schlendern die Strandpromenade entlang bis wir zum Diokletianspalast kommen. Von der Promenade aus betritt man über die Porta Aenea (Bronzetor) die Kellerräumlichkeiten des Palasts. Diese sind unglaublich gut erhalten und strukturell ident mit den ein Geschoß höher gelegenen kaiserlichen Gemächern, die heute gar nicht mehr erhalten sind. Die Kellerräumlichkeiten wurden - nachdem sie im Mittelalter mit Müll und Bauschutt zugeschüttet wurden - erst in den 60er-Jahren freigelegt. Seit den 90er-Jahren werden die Räumlichkeiten für Konzert und Veranstaltung genutzt. In dem allzeit öffentlich zugänglichen Teil befindet sich ein Souvenirmarkt.

Über einen Seitenausgang und eine Treppe erreicht man die über den Kellerräumlichkeiten im Freien liegende Ebene. Dort befand sich in römischer Zeit der Speisesaal, heute bekommt man von dort einen tollen Blick auf den Glockenturm der Kathedrale des Hl. Domnius serviert. Am Boden sind gut erhaltene Mosaik-Reste vorhanden. Über viele kleine Gassen, die Teil des mittelalterlichen Viertels sind, kommen wir ins Vestibül. Der beeindruckende, runde, teils überwölbte Raum war dereinst der Vorraum zu den kaiserlichen Gemächern.  

Nördlich des Vestibüls liegt das Herzstück des Diokletianspalasts - das Peristyl, das Kaiser Diokletian als Empfangssaal diente. Unter dem Bogen an der südlichen Schmalseite präsentierte er sich seinen Untertanen - ganz bescheiden - als lebendiger Sohne des Gottes Jupiter. Die an der östlichen Längsseite aufgestellte Sphinx ist original ägyptisch und sage und schreibe 3500 Jahre alt.

Aufgrund seiner ausgezeichneten Akustik werden heute im Peristyl gerne Theaterstücke und Konzert aufgeführt. Außerdem ist der Platz immer noch ein beliebter Alltags-Treffpunkt für die Bewohner Splits, wo das moderne Leben mit dem antiken Erbe aufeinandertrifft. Schön, dass die historische Stadt auch im heutigen Kontext noch so gut funktioniert.

An das Peristyl schließt ostseitig die Kathedrale des hl. Domnius an. Das oktogonale Hauptgebäude wurde einst als Mausoleum für den römischen Kaiser Diokletian errichtet, was nicht ganz ohne Ironie ist, da Diokletian als einer der brutalsten Christenverfolger gilt. Der 57 Meter hohe Glockenturm kam im Mittelalter dazu.

Über die Porta Argentea (Silbertor) verlassen wir kurz die mauerumwehrte Innenstadt. Vor ihren Toren befindet sich ein offener Markt, wo wir uns in einer Bäckerei einen diesmal sehr vernünftig bepreisten Kaffee genehmigen und dann noch etwas zwischen den Marktständen umherschlendern. Dabei gibt es allerdings nicht mehr viel zu sehen. Die Standler packen schon zusammen, sie müssen sicher auch bald zur Silvesterparty. 

Durch Kaffee und Schokocroissants gestärkt laufen wir anschließend in den nördlichen Teil der Altstadt, wo das Gassengewirr besonders eng ist. Sehenswert ist hier vor allem die Porta Aurea (Goldenes Tor), durch die Diokletian 305 erstmals seinen Palast betrat. Das Durchschreiten dieses Tors war dem Kaiser und seiner Familie vorbehalten. In den Fassadennischen befanden sich ursprünglich Statuen der vier Tetrarchen (Diokletian, Maximianus, Galerius und Konstantius Chlor).

Vor der Porta Aurea befindet sich die überlebensgroße Statue des Bischofs Gregor aus Nin. Berührt man die linke große Zehe, wird einem der Legend nach Glück und Gesundheit zuteil. Na ja, das mittlerweile dritten Jahr der Corona-Pandemie hat uns eigentlich gelehrt, dass gemeinschaftliche Grabbel-Punkte hygienetechnisch unbedingt zu meiden sind. Wir tatschen den Zeh also nicht an und fordern unser Glück heraus.

Im Zentrum Splits befindet sich der Volksplatz, der einer der ersten besiedelten Teile der Stadt außerhalb des Diokletianspalasts war. Im alten (gotischen) Rathaus tagten dereinst die Stadtoberhäupter, in den gut erhaltenen Palästen residierten die Adeligen der Stadt. Erwähnenswert ist die große Stadtuhr, die sich an der Ostseite des Platzes befindet und 24 statt 12 Ziffern besitzt. Seit jeher ist der Volksplatz der Mittelpunkt des urbanen Lebens, so auch heute. Die Silvesterparty ist hier schon gut in Fahrt gekommen, die Lokale proppenvoll, der Schallpegel dementsprechend ... 

Bevor wir zum Auto zurückgehen, schauen wir noch einen Sprung auf den Platz der Republik. Von der Architektur ist nicht viel zu sehen, dafür finden wir aber das Epizentrum der split'schen Silvesterparty. Hier herrscht bereits sehr ausgelassene Stimmung bei ordentlicher Beschallung und Getränkeausschank. Die Kroaten feiern schon zu früher Stunde mit großem Einsatz. Wir sind unglaublich froh, dass sie nicht vor 2 Wochen auch noch Fußballweltmeister geworden sind. 

Die Sonne neigt sich zwar schon dem Horizont zu, aber ein bisschen Zeit und Licht haben wir noch, also fahren wir mit dem Auto zur Festung Klis rauf. Sie ist nur wenige Kilometer von Split entfernt und thront beeindruckend an den Abhängen des Dinarischen Gebirges. Aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage wird sie auch als "Schlüssel Dalmatiens" bezeichnet. Zudem wurden hier Szenen für "Game of Thrones" gedreht. Die Festung besuchen wir zwar nicht mehr, aber dafür ist der Blick über Split und der letzte Sonnenuntergang des Jahres sehr beeindruckend. Wir genießen beides bei einer Tasse selbstgemachten Kaffees, bevor wir uns zum ganzjährig geöffneten Campingplatz Stobreč aufmachen.

Der Campingplatz Stobreč liegt ein paar Kilometer östlich der Innenstadt und direkt am Meer. Er ist top ausgestattet und wir bekommen eine wirklich lauschige Parzelle zwischen Pinien, die typischen Mittelmeergeruch verströmen. Da sich auf dem großen Areal zu dieser Jahreszeit nur wenige Camper befinden, haben wir die Sanitäranlagen fast für uns allein, was auch nicht schlecht ist. 

Nichtsdestotrotz ist dies unser erstes Silvester, das wir nicht bis zum "bitteren Ende" durchhalten. Wir verkrümeln uns bereits um 23:00 in unser Dachzelt, wo Yven bereits friedlich schlummert. Dies ist insofern beachtlich, als die Bewohner Splits auch beim Abschießen des Feuerwerks ordentlich Gas geben. Vielleicht ist es auch nur durch die dünne Zeltwand so laut, aber teilweise fühlt sich das Geböller an, als wären wir irgendwo unter Beschuss. Es dauert eine Weil bis wir einschlafen. Happy new year!