Roadtrip über die Insel Brač
Das Jahr 2023 beginnt mit strahlend blauem Himmel und extra viel Sonnenschein - ein guter Start. Wir packen unsere Sachen auf dem Campingplatz Stobreč zusammen und machen uns auf Richtung Split, von wo wir die erste Fähre auf die Insel Brač nehmen wollen. Das Ticket haben wir ganz bequem online gebucht, allerdings gilt trotzdem das first-come-first-serve-Prinzip. Es wird empfohlen ca. eine Stunde vor Abfahrt am Hafen zu erscheinen. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob der Neujahrstag nun ein starker Reisetag ist oder eher nicht und sind sicherheitshalber bereits 1,5 Stunden vor Abfahrt am Pier - ganz allein. Nicht ein anderes Auto ist auf der Stellfläche, die zum Warten vorgesehen ist, zu sehen. War ja klar. Wir nutzen die Zeit für ein zweites Frühstück inkl. Weihnachtskeksen und nach einiger Zeit kommt ein weiteres Fahrzeug dazu. Ein Blick aufs Nummernschild genügt zur Bestätigung unserer Vorahnung. Auch das andere Fahrzeug ist ein österreichisches. Typisch. Bis zur Abfahrt trudeln noch ein paar weiter Fahrzeuge ein, in Summe kann man aber sagen, dass es wohl kein starker Reisetag ist.
Bei so schönem Wetter ist auch das Meer spiegelglatt und die in etwa 1-stündige Überfahrt verläuft ganz ruhig. Wir genießen den Blick zurück auf Split und den Hafen, als wir etwas im Wasser auftauchen sehen ... Wir schauen genauer, und tatsächlich! Das sind Delphine! Ein paar Exemplare tummeln sich hier in Küstennähe. Wir hätten nicht gedacht, dass man die hier beobachten kann. Toll!
In Supetar auf Brač angekommen, rollen wir von der Fähre und weiter ins gebirgige Innere der Insel. Der Blick zurück auf Split und das Dinarische Gebirge im Hintergrund ist auch nicht schlecht.
Unser erstes Ziel auf Brač soll Vidova Gora - der höchste Berg aller kroatischen Inseln - sein. Die 778 Meter hohe Erhebung ist über eine ganz enge Straße (fast) erreichbar. Lediglich ein paar Meter unterhalb des Gipfels ist fahrtechnisch Endstation. Von dort "wandern" wir das letzte Stück. Wir sind ganz allein hier oben und die Stimmung ist wunderschön. An den nördlichen Abhängen werden dramatisch ein paar Wolkenfetzen hochgetrieben. Dazwischen bekommen wir einen ungetrübten Blick auf die Nachbarinsel Hvar sowie das Wahrzeichen Bračs - den fast unter uns und nahe Bol liegenden Strand Zlatni rat (Goldenes Horn). Die Sonne und Temperaturen von gut 15° tun außerdem so gut. Das ist doch mal ein rundum gelungener Neujahrstag.
Da es auf der Karte so spektakulär ausgesehen hat, fahren wir im Anschluss etwas weiter westlich eine wie es scheint recht neu angelegte Serpentinenstraße Richtung Südküste. Da die Tage ziemlich kurz sind, kommt dabei bereits Sonnenuntergangsstimmung auf.
Danach geht es durchs Landesinneren in den Westen der Insel. Wir kommen an dem Dörfchen Ložišća vorbei, das einen auffälligen Glockenturm besitzt. Da es nun aber wirklich bald dunkel wird, halten wir hier nicht. Die letzten Sonnenstrahlen wollen wir uns für einen anderen Ort aufheben ...
... und zwar das im Westen Bračs gelegene Milna. Der Ortskern ist für Autos gesperrt, was recht nett ist und für einen wunderbar entspannten Abendspaziergang sorgt. Die untergehende Wintersonne taucht die Gebäude und den Bootshafen in sanftes Licht, am Himmel ist die ganze Farbpalette von gelb, über orange bis rot, blau und lila zu sehen und kein Wölkchen trübt die außergewöhnliche Stimmung. Wir behalten Milna in sehr guter Erinnerung.
Durch vorangegangene Recherche wissen wir, dass im Westen Bračs zu dieser Jahreszeit kein Campingplatz geöffnet hat. Wir suchen uns also etwas nördlich von Milna einen Freisteh-Übernachtungsplatz, den wir am Makarac Strand auch bald finden. Wir stehen direkt am Wasser, ein wunderschönes Plätzchen!
Auch der nächste Tag beginnt wettertechnisch vielversprechend. Wer hätte gedacht, dass wir im Jänner so ein Glück damit haben. Heute wollen wir uns weiter in den Osten der Insel vorarbeiten. Einen Fotostopp müssen wir auf einer Anhöhe über dem Örtchen Bobovišća einlegen, das an einer Art Fjord liegt.
Wir fahren immer an der Nordküste entlang und kommen dann nach Postira. Hier machen wir einen Spaziergang zu der auf einem Hügel gelegenen Kirche Dorfkirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist. Zu Yvens Entzücken ist ausnahmsweise mal nicht zugesperrt, so dass wir einen Sprung hineinschauen können. Er liebt Kirchen, es ist einfach so. Auch der Rest des Ortes ist sehr nett, die kleinen Gassen sehr adrett und alles mit Kalkstein gepflastert, wie sich das für Kroatien gehört. Am Hafen lassen wir uns einen Kaffee und Orangensaft schmecken und erfahren von dem netten Café-Besitzer, dass es in Kroatien lediglich eine 2-wöchige Übergangsfrist für die Einführung des Euros gibt. Diese findet in den ersten beiden Jännerwochen 2023 statt.
Von Postira geht es weiter ostwärts an der Küste entlang, bis wir vor Pučišća ins Landesinnere abbiegen. Landschaftlich finden wir diese Gegend bis jetzt am schönsten. Wir fahre vorbei an Olivenhainen und Weinanbaugebieten, aber auch an ausgedehnten Landstrichen mit recht naturbelassener Vegetation. Im Hintergrund taucht immer wieder das auf dem Festland liegende Biokovo-Gebirge auf. In der klaren Jännerluft wirkt es unheimlich nah und es lassen sich viele Details erkennen.
Am Nachmittag - es stellt sich bereits wieder Sonnenuntergangsstimmung ein - erreichen wir sozusagen die Hauptattraktion Bračs - Zlatni rat, das Golden Horn. Angeblich soll es hier auch einen geöffneten Campingplatz geben, ein verschlossenes Gittertor belehrt uns allerdings eines besseren. Wir beschließen, das Thema Übernachtung - achtung Wortspiel - vorerst zu vertagen, denn erst wollen wir die unvergleichliche Atmosphäre dieses Orts auf uns wirken lassen - Ironie off. Iris war vor zig Jahren im Sommer schon mal hier und hat keine guten Erinnerungen an das Goldene Horn. Overtourism wurde hier schon zum Problem, als man noch nicht einmal ein Wort dafür hatte. Im Winter sieht die Sache glücklicherweise anders aus. Wir sind fast allein an dem Kiesstrand, der als markante Landzunge ein Stück weit in die Adria hineinragt. Im Wasser dümpeln ein paar einsame Fischerboote, die Sonne taucht alles in goldgelbes Licht und stimmt uns grundsätzlich milde. Und doch - die Menschenmassen sind auch in ihrer Abwesenheit immer noch deutlich zu spüren. Die zwar leeren, aber überdimensionierten Müllkübel und die vernagelten Imbissbuden in dem Pininewäldchen sind ein dezenter, aber eindeutiger Hinweis darauf, was sich hier in der warmen Jahreszeit abspielt. Die Aura des Massentourismus hängt immer noch hier rum, so dass wir von dem Ort summa summarum nur so semi-begeistert sind.
Laut einer kroatischen Tourismus-Website soll sich auch in Bol ein in den Wintermonaten geöffneter Campingplatz befinden. Wir fahren da hin und tatsächlich, das Tor ist offen. Trotzdem ist auf dem gesamten Anwesen aber keine Menschenseele zu erblicken. Das WC ist ebenfalls offen, aber voller Laub. Es sieht so aus, als ob das schon länger niemand mehr benutzt hat. Da wir ja grundsätzlich noch eine weitere Nacht ohne Sanitäranlagen auskommen, beratschlagen wir, ob das offene Tor nun als Einladung zum Übernachten zu verstehen ist oder nicht. Final entscheiden wir, dass es das nicht ist und so suchen wir uns über die park4night-App eine neue "Bleibe", die wir schnell ein Stück weiter Richtung Meer, erhöht über einem Fußballplatz finden. Dort wird abends sogar noch gespielt. Ansonsten stören wir dort niemanden und so bleiben wir. Am nächsten Tag wollen wir Brač bereits wieder verlassen. Wir fahren dafür in den Osten der Insel, wo wir noch nicht gewesen sind.
Die Fähre nach Makarska legt in Sumartin ab. Da bis zum Boarding noch Zeit ist, fahren wir die Stichstraße Richtung Povlja, was auch nach einem sehr hübschen Örtchen aussieht - im Hintergrund wieder die Makarska Riviera und das Biokov-Gebirge zum Greifen nahe.
Auf dem Fährhafen in Sumartin geht es sehr beschaulich zu. Auch auf dieser Route ist kaum was los, die Fähre entsprechend klein. Da passen vielleicht 10-15 Autos drauf. Wir trinken noch einen Kaffee in einem Café am Hafen und dann geht es auch schon zurück aufs Festland.