Butrint & Syri i Kaltër
Nur ein kleines Stück südlich von Ksamil - und somit schon fast an der griechischen Grenze - liegt auf einer kleinen Halbinsel die Ruinenstadt Butrint. Dass sie zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Albanies zählt, merken wir gleich daran, dass einen Parkplatz auf dem Gelände zu finden, ein vollkommen hoffnungsloses Unterfangen ist. Wir müssen unseren Bulli wohl oder übel an einem anderen Parkplatz den Hügel rauf zurücklassen und gut 1 Kilometer zu Fuß nach Butrint zurücklaufen, und ausgerechnet dabei regnet es sogar mal kurz.
Von dem Hügel haben wir allerdings einen tollen Ausblicke auf den Nationalpark Butrint, der nicht nur die Ausgrabungsstätte umfasst, sondern auch die angrenzenden Küstengebiete. Um über den Vivar-Kanal, der den Butrint-See (eigentlich eine Salzwasserlagune) mit dem offenen Meer verbindet, zu gelangen, muss man eine kleine Rollfähre benutzen. Für uns ist das der südlichste Punkt unserer Reise.
Als wir zum Ticket-Schalter der Ruinenstadt kommen, hat es schon wieder zu regnen aufgehört und die Sonne brennt gnadenlos herunter.
Butrint war zu seiner Zeit das städtische Zentrum einer weiten Region und wurde auch oft in den Werken berühmter, antiker Autoren - wie Vergil oder Aeneis - genannt. Die ältesten an der Stelle gefundenen Relikte stammen etwa aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. Vor allem interessant sind aber die noch ganz ordentlich erhaltenen Prachtbauten, wie beispielsweise das Theater, das eine der ersten Stationen auf dem ausgeschilderten Rundweg durchs Gelände ist. In dem Teich daneben lebt außerdem (weitgehend ungestört) eine beträchtliche Zahl an Schildkröten.
Das Baptisterium und die Basilika stammen beide aus dem 6. Jahrhundert, als das Christentum schon weit verbreitet war. Beides ist wirklich gut erhalten. Von den tollen Mosaikböden des Baptisteriums sehen wir leider nichts, da diese zu ihrem Schutz fast immer mit Sand zugedeckt und nur an wenigen Tagen im Jahr enthüllt werden. Dass wir so einen Tag nicht zufällig erwischt haben, ist verständlich. Bei dem Massenauflauf hier hätten wir sie auch nicht gerade heute freigelegt.
Der gut beschilderte Rundgang durch Butrint ist auch landschaftlich sehr schön und alles in allem ein netter, auch ziemlich schattiger Spaziergang. Immer wieder ergeben sich tolle Blicke auf den See, der vor allem auch bei Fischern beliebt ist.
An einer der äußeren Befestigungsmauern ist das gut erhaltene Löwentor zu bewundern. Es ist eines der drei erhaltenen Tore der Stadtbefestigung und erhielt seinen Namen durch das über der Toröffnung befindliche Relief. Auf diesem sieht man - mit viel Fantasie - einen Löwen, der einen Stier angreift. Wir hätten bei der Darstellung eher auf ein Wildschwein getippt.
Nicht mal eine Fahrstunde von Butrint entfernt liegt eine weitere Hauptsehenswürdigkeit Albaniens - das "Blaue Auge" Syri i Kaltër. Die Karstquelle mit dem klingenden Namen ist nicht mehr ganz unbekannt, so dass wir sie unbedingt gleich in der Frühe besuchen wollen. Um auf Nummer sicher zu gehen und uns die Pole Position für den nächsten Tag zu sichern, übernachten wir mit dem Bulli auf dem Besucherparkplatz. Somit sind wir unter den ersten Besuchern, die am Morgen den knapp 2 Kilometer langen Fußmarsch Richtung Quelle in Angriff nehmen.
Entlang eines Sees führt ein sehr gut ausgebauter Geh- und Fahrweg ohne nennenswerte Steigungen zum "Blauen Auge". Wir sind gut unterwegs und brauchen (auch mit Yven) keine halbe Stunde bis wir am Ziel angelangt sind. Obwohl die unmittelbare Umgebung der Quelle als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, gibt es dort mittlerweile leider ein Restaurant und ein paar Verkaufsstände. Zum Glück ist dort so früh am Morgen aber noch nicht so viel los.
Wir stiefeln geradewegs auf die Aussichtsplattform über dem "Blauen Auge" zu und sind schon sehr beeindruckt. Der Quelltopf, aus dem das Wasser hervortritt, wird seinem Namen mehr als gerecht. In allen erdenklichen Blautönen blitzt das Quellwasser im Sonnenlicht und vor dem hellen Kalkstein. Wow!
Die genaue Tiefe des Quelltopfs ist bis heute nicht bekannt, umso mehr weiß man dafür über die Wassertemperatur. Die beträgt exakt frostige 12,75 Grad, was - unseres Erachtens nach - einen natürlichen Abwehrmechanismus der Quelle für ein Bad in ihr darstellt. Um tollkühnere Besucher als wir es sind auch davon abzuhalten, wurde aber vorsorglich noch ein Badeverbot ausgesprochen.
Die Quelle fließt in die Bistrica ab, welche bald in den See mündet, den wir auf dem Hinweg schon gesehen haben. Für den Rückweg zum Parkplatz folgen wir einem aussichtsreichen Wanderweg auf der anderen Fluss- bzw. Seeseite. Der ist weniger gut ausgebaut und auch nicht wirklich beschildert, so dass wir uns zwischendurch nicht ganz sicher sind, ob wir da wirklich zu unserem Bulli zurückkommen. Im Endeffekt passt das aber schon, es dauert nur dreimal so lange wie der Hinweg.
