Koman Stausee
Von Montenegro kommend reisen wir an der Nordostseite des Skadersees nach Albanien ein. Das geht ganz rasch und wir fahren gleich in die Stadt Koplik weiter, wo wir uns eine SIM-Karte kaufen wollen. Vodafone bietet laut Internetrecherche einen guten Tarif, was sich im Shop bewahrheitet. Die Aktivierung ist gleich durchgeführt, im Anschluss heben wir noch Geld ab und kaufen uns einen Kaffee in einem Straßencafé. Yven bekommt einen Erdbeersaft und ist damit ziemlich happy. Die Getränke sind mit je 1€ unglaublich günstig, ebenso das Brot und Gebäck, das wir noch bei einem Bäcker kaufen. Mit dem Wichtigsten versorgt geht es also weiter - zu unserem ersten Ziel in Albanien.
Das ist der Koman-Stausee und um dort hinzukommen, müssen wir erst durch Shkodra durch. Bei Vau-Deja biegen wir auf die SH25 ein, die uns in ein landschaftlich sehr schönes Tal führt, an dessen Ende der Koman-Stausee liegt. Von daher sind Hochspannungsmasten hier unsere ständigen Begleiter. Gerüchten zufolge ist die Straße in einem unterirdisch schlechten Zustand. Wir finden, das ist nur teilweise richtig. Abschnittsweise geht es richtig gut, wirklich schlecht erst kurz vor Koman. Unser Bulli schlägt sich da aber hervorragend und wir kommen gut ans Ziel.
Wir übernachten im Garten des Restaurants "Natura" gleich rechts hinter der Brücke. Da ist ein kleiner Campingplatz angeschlossen, der recht nett liegt und auf dem Hühner frei herumlaufen. Passt eigentlich alles sehr gut, nur die Duschen könnten in besserem Zustand sein. Der Platz liegt außerdem unter einer surrenden Hochspannungsleitung, aber damit muss man am Stausee wohl leben und nach einiger Zeit fällt das Surren auch gar nicht mehr auf.
Morgen wollen wir mit einer Fähre über den Koman-Stausee fahren, wofür wir die Tickets bereits online gebucht haben. Eigentlich sollte unser Bulli auch mitkommen, aber für ihn war dann im Endeffekt leider kein Platz mehr. Wir kommen mit der Fähre also wieder nach Koman zurück und fahren die Strecke, die wir gekommen sind, wieder aus dem Tal hinaus - auch gut.
Da der Campingplatz ein ordentliches Stück unterhalb des Fährhafens liegt, organisieren wir, dass wir unser Auto am nächsten Tag beim Blini Parkin lassen, und das letzte Stück bis zur Fähre mit dem Shuttle gefahren werden. Das klappt ganz wunderbar und so boarden wir morgens um 09:00 mit einigen anderen Touristen die Fähre. Wir bekommen gute Plätze im Freien und können von dort die Hektik auf dem winzigen Fährhafen beobachten, der nur durch einen einspurigen Tunnel erschlossen wird. Vielleicht eh ganz gut, dass wir da nicht mit dem Auto durch mussten.
Pünktlich legt die Fähre ab, bis zu ihrem Ziel in Fierzë wird sie 2,5 Stunden unterwegs sein. Der Fluss Drin wurde in den 80er-Jahren zum Koman-Stausee aufgestaut, und das von ihm gespeiste Wasserkraftwerk zählte zu seiner Zeit zu den leistungsstärksten in Europa. Der Drin grub aber bereits vor dem Elektrizitätsprojekt tiefe Schluchten in die Albanischen Alpen, was den landschaftlichen Reiz der Gegend ausmacht. Nach wie vor Aufstauung ist es hier wunderschön und die die Fährfahrt somit vor allem von touristischer Relevanz.
Von Beginn der Fahrt an hat man einen tollen Blick auf die Berglandschaft des Prokletije, wie die albanischen Alpen eigentlich genannt werden. Das Kalk-Gebirge ragt majestätisch bis über 2000 Meter hoch auf. Da sind einige markante Berge dabei, die man sicher auch erwandern könnte. Das gesamte Gebiet ist reichlich zerklüftet, immer wieder tun sich verschlungene Nebenarme des Drin auf, die man mit kleineren Booten im Detail noch erkunden kann. Die Fähre fährt mit einer recht angenehmen Geschwindigkeit, die Landschaft zieht ruhig an uns vorbei. Das verspricht eine kurzweilige Fahrt zu werden.
An seiner engsten Stelle ist der Drin nur mehr gut 50 Meter breit. Die Passage ist besonders spektakulär, hunderte Meter hoch ragen die Felswände neben uns auf. Da sich der Fluss zudem unablässig windet, sieht man teilweise gar nicht, wie er weiter verlaufen wird. Oft scheint es, als würde die Fähre frontal auf die Felswände zusteuern. Erst im letzten Moment macht der Fluss eine Biegung und wir umschiffen die wie Kulissen wirkenden Felswände. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Naturschauspiel.
Gegen Mittag erreichen wir wie geplant Fierzë. Wir hatten eigentlich gedacht, dass wir da zumindest ein kleines Dorf vorfinden würden, dem ist aber nicht so. Der "Ort" besteht abgesehen von der Fähranlegestelle nur aus ein paar Häusern. In einem davon ist ein einfaches Restaurant, wo wir uns was zu trinken und Sandwiches kaufen. Das geht sich gerade aus, bevor die Fähre auch schon wieder Richtung Koman ablegt. Diesmal bekommen wir leider keine so guten Sitzplätze, dafür ist im Bug mehr Platz, da in dieser Richtung weniger Fahrzeuge auf dem Unterdeck mitfahren. Von dort hat man auch einen super-tollen, frontalen Blick auf den Fluss. Die geänderte Fahrtrichtung eröffnet nochmal neue Perspektiven und so ist auch die Rückfahrt nach Koman recht spannend. Wir sind fast froh, dass der Bulli keinen Platz mehr auf der Fähre gefunden hat, da wir so die Fahrt nochmal in umgekehrter Richtung genießen können. Gegen 16:00 kommen wir in Koman an.
Der Besitzer des Parkplatzes, wo wir den Bulli abgestellt haben, soll uns eigentlich wieder mit dem Auto von der Fähre abholen. Wir warten eine Weile, aber es kommt niemand. Notgedrungen gehen wir zu Fuß los, auf der "Sackstraße" kann man sich eh nicht verpassen und zumindest geht es jetzt bergab. Mit Blick auf die Staumauer und das Kraftwerk marschieren wir also am Straßenrand dahin. In der vorletzten Kehre vor dem Parkplatz kommt uns dann endlich unser Shuttle-Dienst entgegen, das letzte Stück fahren wir noch mit. Das Abholen hätte zwar besser klappen können, aber was soll's. Vor dem Wegfahren bekommen wir noch frisch gepflückte Kaktusfeigen von einem Baum, der auf dem Parkplatz-Grundstück steht. Das ist ja nett.
Da es noch nicht so spät ist, beschließen wir noch ein Stück zu fahren. Wir gondeln auf der mittelprächtigen Straße, auf der wir gekommen sind, das Tal hinaus bis zum Agora Farmhouse. Das ist ein Restaurant mit Campingplatz und wir bekommen einen Platz direkt am Wasser. Das Areal ist sehr schön, einziger Wermutstropfen ist wie am Vortag die kalte Dusche.