Vjosa

Vjosa Tal & Gjirokastra

25.04.2024
Roadtrip

Nach dem Besuch der Quelle Syri i Kaltër überqueren wir einen kleinen Gebirgsrücken und landen im Kreis Gjirokastra. Die gleichnamige Stadt wollen wir uns definitiv noch ansehen, davor aber einen weiteren Abstecher ins Hinterland unternehmen. Bei Tepelena biegen wir also rechterhand ins Vjosa-Tal ab. Die Vjosa gilt - wenn man Russland nicht einrechnet - als letzter großer Wildfluss Europas, und kann sich wirklich sehen lassen. Der unregulierte Fluss darf sich noch selbst seinen Weg durch die Landschaft suchen und dabei ausladende Biegungen machen und riesige Schwemmflächen hinterlassen. Die wären an und für sich sehr gut zum Campen geeignet, aber wir haben andere Pläne. 

Kurz hinter Përmet biegen wir nochmal in ein Seitental ab und erreichen nach kurzer Strecke den Langarica Canyon. Wir checken auf dem Camping Benja ein und machen dann erst mal eine ausgiebige Siesta. Bis jetzt waren die Temperaturen ja ziemlich angenehm, aber heute gibt es - zumindest hier in den Bergen - eine Art Fön, der das Thermometer zwischenzeitlich auf 36 klettern und uns die weiteren Aktivitäten auf später am Tag verschieben lässt.

Gegen Abend raffen wir uns dann aber doch nochmal auf und gehen das letzte Stück zu Fuß bis zum Start des Langarica Canyon, wo sich die Thermalquellen von Bënja sowie die osmanische Steinbrücke Ura e Kadiut befinden.

Thermalwasser sprudelt hier mit etwa 30 °C aus dem Fels und wird in einfachen Natursteinbecken aufgefangen, in denen man Baden kann. An sich eine tolle Sache, aber leider auch eine ziemlich überlaufene Attraktion. Es ist gar nicht so leicht zu Dritt genügend Platz in einem der Becken zu finden, das haben wir uns im wahrsten Sinne des Wortes entspannter vorgestellt. 

Das gesamte Setting mit der Brücke, den Thermalbecken und dem aus dem Canyon auslaufenden Fluss ist aber schon sehr schön und - vor allem im Licht der Abendsonne - stimmungsvoll. Wir laufen noch ein kurzes Stück den Canyon hinein, aber für eine ausgedehntere Wanderung haben wir dann leider keine Zeit mehr. Sehr zu Yvens Missfallen, der eigentlich noch zu diesem Abenteuer aufgelegt wäre.

Am nächsten Tag geht es durch das unberührte Vjosa-Tal wieder retour nach Gjirokastra. Wir übernachten auf dem unromantischen, aber dafür ziemlich komfortablen Ora RV Camping - warme Dusche inklusive und Yven findet kurzfristig eine Freundin, die gerne mit uns ein paar Partien UNO spielt.

Später am Tag wollen wir uns natürlich die auf einem Hügel liegende, zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Altstadt von Gjirokastra ansehen. Es dauert eine ganze Weile bis wir einen Parkplatz finden, von dem es kein Gewaltmarsch bis dorthin ist, aber wir werden schlussendlich fündig. Zu Fuß schmeißen wir uns ins Getümmel der „Stadt der Steine“, wie Gjirokastra auch genannt wird. Der Name leitet sich von den steingedeckten Dächern der schmucken, osmanischen Häuschen ab. Es gefällt uns auf Anhieb und gut gelaunt tun wir, was jeder in den geschäftigen, mit allerhand Läden gesäumten und einen Hauch von Orient versprühenden Gässchen tun würde: Wir kaufen einen Teppich! Für unser Wohnzimmer haben wir bislang nichts Passendes gefunden, aber hier ist es Liebe auf den ersten Blick und außerdem eine schöne Erinnerung. Yven liebäugelt auch noch mit einer Handtasche. Nur schwer können wir ihn davon überzeugen, dass das vielleicht nicht ganz das Richtige für ihn ist und ihm stattdessen ein ebenso buntes Windrad schmackhaft machen.

Nach dem Shopping ist der Kopf frei für etwas Kulturelles, also erklimmen wir den Burgberg. In der über der Stadt trohnenden Festung ist das Nationale Waffenmuseum untergebracht. Im Freien wird außerdem das Wrack eines amerikanischen Düsenflugzeugs ausgestellt, das 1957 in Albanien zur Landung gezwungen wurde. Den Piloten ließ man großzügigerweise nach einigen Wochen frei.

Den besten Blick auf die Stadt und die umliegenden Berge gibt es vom Uhrturm am äußersten Ende der Festung. Das mittlerweile nicht mehr ganz unbekannte Stein-Bauwerk ist außerdem ein ganz respekatbles Postkartenmotiv.

Tipp: Postkartenmotiv

Wieder zurück in der Altstadt gehen wir noch was Essen und informieren uns noch ein wenig ausgiebiger über Gjirokastra. Die Stadt ist nicht nur wegen ihrer Architektur bedeutend, sondern auch geschichtlich und kulturell - ist sie doch der Geburtsort des Diktators Enver Hoxha sowie des albanischen Dichters Ismail Kadare. Ein Buch des Letzteren kommt definitv auf Iris' Leseliste.

Zu guter Letzt bekommt Yven noch eine Crêpe mit jeder Menge Toppings als Nachspeise und wir noch ein paar gute Fotomotive auf der Aussichtsplattform beim Gjirokastër Obelisk, der aufgestellt wurde, um der albanischen Sprache ein Denkmal zu setzen.