Ruby Beach

Twilight im Olympic National Park

16.12.2021
Roadtrip

Von Auburn geht es über Tacoma, Olympia - die Hauptstadt des Bundesstaates Washington - und Aberdeen – Heimatstadt Kurt Cobains - Richtung Olympic National Park. Dieser umfasst einerseits das waldige und gebirgige Innere der Olympic Halbinsel und andererseits einen schmalen, zerklüfteten Küstenstreifen. Die Gegend hier ist sehr abgeschieden, alle Verkehrshauptrouten des Bundesstaates weit entfernt.

Ab Queets verläuft der Highway 101 ganz nah an der Küste. Wir bleiben öfter mal stehen und schauen auf den rauen Pazifik hinaus, welcher durchgehend gesäumt ist von endlos langen, schwarzen Sandstränden. Im Hinterland findet sich eine eigenartige Vegetation mit knorrigen Bäumen und bodennahen Pflanzen, die in der salzhaltigen Meeresluft wunderbar gedeihen.

Dort wo der Highway 101 wieder ins Landesinnere abzweigt und der Cedar Creek ins Meer mündet, liegt der Ruby Beach. Hier halten wir uns länger auf. Es ist ein ganz wunderbarer Ort mit ein paar markanten, vorgelagerten Felsen im Meer, vom Wind zerzauster Vegetation und Unmengen an Treibgut, das vom Ozean herangeschwemmt wurde. Die Baumstämme sind spiegelglatt und riesengroß. Es macht großen Spaß auf ihnen herumzuturnen. Die Nebel, die vom Wasser hereinziehen, tun das Ihrige, um die Stimmung etwas düster aber einzigartig zu machen und wir stellen fest, dass wir hier zum ersten Mal die für den Pazifischen Nordwesten typischen Wetterverhältnisse vorfinden. Von wegen, immer Regen und Nebel.

Bevor wir zu neuen Unternehmungen aufbrechen, fahren wir nach Forks, sozusagen dem touristischen Zentrum des Olympic National Parks. Allzu viel verbirgt sich nicht hinter der Bezeichnung. Das aus der Twilight-Vampir-Saga bekannte Städtchen vermarktet vorwiegend seinen Arsch-der-Welt-Status, allzu viele Vampirjäger scheint es aber auch hier nicht zu geben, denn das Städtchen ist wirklich ausnehmend ruhig. Da in dieser abgeschiedenen Gegend Unterkünfte Mangelware sind, werden wir heute im Forks 101 RV Park zeltcampen. Das wird auch ein Probedurchgang für den Yellowstone National Park. Wir stellen also unser Zelt dort auf und fahren dann nochmal weg, um den Hoh Rainforest zu erkunden. Es handelt sich dabei um gemäßigten Regenwald, der bei ca. 4000mm Niederschlag/Jahr in der Gegend hier prächtig gedeiht. Als wir dort sind hat es natürlich wieder eine Affenhitze. Entlang des Hoh Rivers fahren wir bis zum Hoh Rainforest Visitor Center von wo 2 kurze Rundwanderungen durch das Gebiet führen. Wir laufen beide ab und erleben dabei eine fast unwirkliche, verwunschene Waldlandschaft.

Wie auch schon im Tall Trees Grove im Redwood National Park, sind die Bäume hier von Moosen bewachsen, was ihnen ein fast lebendiges Aussehen verleiht. Es wirkt, als würden sie sich jeden Moment zu bewegen anfangen. Auf dem Waldboden wuchert ein Meer von Farnen. Wir wandern fasziniert durch diesen Märchenwald und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Dass fast keine anderen Besucher hier sind, trägt ebenfalls sehr zur Stimmung bei.

Unser Rückweg führt wieder am Ufer des Hoh Rivers entlang, der im Licht der sich zum Horizont senkenden Sonne besonders schön glänzt. Nebenan sonnt sie eine Gruppe Hirsche in der Sonne.

Zurück in Forks hat der Nebel das Städtchen fest im Griff. Wir sind überzeugt, für eine Vampir-Saga können wir uns auch keinen besseren Ort vorstellen. Bevor wir uns in unser Zelt verziehen, essen wir noch bei Pacific Pizza auf der anderen Straßenseite recht gut zu Abend.

Forks

Den nächsten Tag widmen wir ebenfalls der Erkundung des Olympic National Parks. In der Früh fahren wir nach La Push, einer kleinen Ansiedlung an der Küste, westlich von Forks.

La Push

Wir stellen unser Auto auf dem Second Beach Trail Parking ab und wandern dann durch ein wunderschönes Waldstück ein paar Hundert Meter zum gleichnamigen Strand.

Die Szenerie ist ähnlich zum Ruby Beach, allerdings ist es heute noch etwas nebliger an der Küste und da wir bereits früh morgens hier sind, haben wir den Strand fast für uns allein. Was für eine tolle, mystische Stimmung. Es ist gerade Ebbe und wir haben unendlich viel Platz auf dem nassen, brettharten Strand herumzuspazieren und all jene Dinge zu erkunden, die bei Flut unter den Wassermassen verschwinden.

Einen weiteren Stopp legen wir beim nahe gelegenen Rialto Beach ein. Hier dominiert Kies auf dem Untergrund und das Ufer ist zum Wald hin bestanden mit surreal aussehenden Bäumen, deren nadellose Äste gespenstisch in den nebligen Himmel ragen. Wir treiben uns auch hier eine Zeit lang herum und tatsächlich kommt irgendwann die Sonne eine wenig durch. Und mit ihr natürlich auch wieder die Hitze.

Wir verlassen nun die Westküste des Nationalparks, fahren auf dem Highway 101 weiter nach Norden und kurz vor dem Lake Crescent rechterhand in ein Seitental. Die Straße verläuft entlang des Sol Duc River. Als der Ausbau der Straße endet, gehen wir von dort noch zu Fuß einen guten Kilometer durch den Wald bis zu den Sol Duc Falls. Die Fälle sind insofern interessant, als sie sich kurz vor dem Runterstürzen - je nach Wasserstand - in 3-4 separate Stränge aufteilen. Das Wasser fließt danach durch einen engen, felsigen und bemoosten Canyon ab.

Unsere tägliche Wasserfall-Dosis haben wir hiermit verabreicht bekommen, von Wasser im Allgemeinen aber immer noch nicht genug. Da der heutige Tag schon wieder brütend heiß ist, beschließen wir, uns kurz im Lake Crescent abzukühlen. Schnell finden wir einen brauchbaren Badeplatz bei der Lake Crescent Lodge am Südufer und springen in den überraschend kühlen See. Der Blick über das Wasser und die Berge im Hintergrund ist wunderschön, vor allem schwimmend genossen.

Unser letzter Abstecher führt uns von Port Angeles über ein teils in Serpentinen angelegte Straße auf den ca. 1600m hoch gelegenen Hurricane Ridge. Von hier hat man den besten Blick auf die im Inneren der Halbinsel gelegenen schneebedeckten Olympic Mountains. Der Blick ist tatsächlich wunderbar, allerdings nicht ganz ungetrübt. In Kanada wüten im Moment extreme Waldbrände und das führt zwangsläufig dazu, dass die Atmosphäre diesig ist und die Fernsicht einschränkt. Zum Ausgleich sind die Sonnenuntergänge spektakulär.

Ein kleines Stück fahren wir noch weiter. Wir übernachten im Sundowner Motel in Sequim. Ein gutes China-Restaurant finden wir dort auch.