Volterra_Teatro Romano

Volterra & San Galgano

27.07.2023
Roadtrip

Von Pisa geht es weiter nach Volterra. Auf dem Weg dorthin wird die Landschaft das erste Mal "toskanisch", so wie man das aus der Tourismuswerbung kennt. Wir parken unser Auto nordwestlich im Bereich außerhalb der Stadtmauer und betreten dann durch die Porta San Francesco das kleine Städtchen, das offenkundig ganz aus Stein errichtet wurde und außerdem als Zentrum der Alabasterverarbeitung gilt. Wir spazieren die Via San Lino und dann die Via Ricciarelli entlang und sind beeindruckt von der Einheitlichkeit des gut erhaltenen historischen Stadtbilds. 

Leider fängt es dann etwas zu regnen an, als wir den Hauptplatz - die Piazza dei Priori - erreichen. Dort befindet sich der gleichnamige Palazzo dei Priori, der der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana ist. Das wehrhaft wirkende Gebäude dominiert mit seinen Proportionen und dem hoch aufragenden Turm den gesamten Platz. Die in die Fassade eingelassenen Keramik-Wappen sind besonders schön.

Da der Regen nicht gerade weniger wird gehen wir nicht mehr weiter Richtung Fortezza Medicea. Die über der Stadt thronende Festung der bekannten Familie hätten wir aber ohnehin nicht besichtigen können, da sie heute sinnigerweise als Staatsgefängnis dient. In Italien ist sogar der Knast stilvoller als anderswo.

Unser Ersatzprogramm ist die kleine Pizzeria da Nanni in der Via delle Prigioni. Dort ist es schön warm und die Pizza kommt direkt aus dem Holzofen. Was will man mehr!

Nach der guten Pizza hört es wieder zu regnen auf und die Sonne kommt sogar etwas durch. Von der mit einem großzügigen Gehsteig gesäumten Viale die Ponti haben wir einen spitzenmäßigen Ausblick auf Teile der an einem Hügel erbauten Stadt und die sattgrüne toskanische Landschaft, die Volterra umgibt und sie zu einer der schönsten der Toskana macht.

Am nördlichen Rand Volterras befinden sich die Reste des Teatro Romano, das zur Zeit Kaiser Augustus erbaut wurde. Von der Via Lungo le Mura del Mandorlo aus liegt einem die Anlage buchstäblich zu Füßen. Der Blick auf die Zuschauertribüne, die Bühnenwand und die dahinter liegenden Thermenanlagen, die allerdings zu einem späteren Zeitpunkt errichtet wurden, ist unglaublich toll. Man könnte das Areal mit Ticket auch betreten, einen besseren Blick als von hier oben bekommt man dabei aber sicher nicht.

Für uns geht es im Anschluss Richtung Siena weiter, genauer gesagt nach Sovicille, wo wir für ein paar Tage ein Haus gemietet haben, von wo wir Ausflüge uns Umland unternehmen wollen. Die Fahrt ist landschaftlich wieder besonders schön, schön langsam gewöhnen wir uns daran.

Einer dieser Ausflüge führt uns zur Abbazia San Galgano, die uns von unseren Vermietern sehr ans Herz gelegt und außerdem als Geheimtipp in unserem Reiseführer gehandelt wird. Sie liegt etwa 35 Kilometer südwestlich von Siena. Der Weg vom Parkplatz führt schon fast kitschig an blühenden Klatschmohnfeldern vorbei und eine wunderschöne Platanen-Allee entlang.

Die Abtei wurde ab dem 13. Jahrhundert von Zisterzienser-Mönchen errichtet, die sie erst sehr erfolgreich betrieben, dann aber den wirtschaftlichen Abstieg, der bereits im 14. Jahrhundert begann, nicht aufhalten konnten. Die Bleidächer wurden bereits früh verkauft und 1783 wurde die Abtei von Leopold dem I. gänzlich aufgehoben, was den Verfall rasant beschleunigte, der Glockenturm und viele Gewölbe stürzten ein. Das Besondere an der Abtei ist, dass sich trotz einiger Wiederinstandsetzungsmaßnahmen bis heute nichts an dem ruinenartigen Zustand des Bauwerks geändert hat. 

Immer noch läuft man unter freiem Himmel zwischen den ansonsten gut erhaltenen Strukturen der Abtei umher, die wohl einst zu den bedeutendsten gotischen Bauwerken der Toskana zählte. Außer uns sind nur ein paar wenige andere Besucher da. Die Stimmung ist einzigartig, wenn das Licht durch die vielen Spitzbogenöffnungen bis auf den nur mehr als Kiesfläche vorhandenen Boden fällt und man kann sich gut vorstellen, dass das vor langer Zeit ein Ort großer Bedeutung war.

Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft halten wir noch bei der Ponte della Pia, einer steinernen Bogenbrücke, die den Fluss Rosia überspannt. Die eventuell aus der Römerzeit stammende Brücke wurde über den Lauf der Geschichte hinweg durchgehend benutzt, sogar im 2. Weltkrieg, als Panzer über sie rollten. Benannt ist das Bauwerk nach der Gräfin Pia de’ Tolomei, über deren Schicksal unter anderem in Dante Alighieris Göttlicher Komödie berichtet wird.