Pienza, Montepulciano & Val d’Orcia
Einen weiteren Ausflug von Siena aus unternehmen wir in den Süden, der Toskana, da hier die für die Region bekannte Landschaft am typischsten sein soll. Erste geht es aber noch in das kleine Örtchen Pienza, dessen historisches Zentrum - so wie bei wahrscheinlich jeder anderen toskanischen Stadt - zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Ursprünglich hieß der Ort ja Corsignano und war der Geburtsort eines gewissen Aeneas Silvius Piccolomini, der später als Papst Pius II bekannt werden sollte. In dieser Funktion ließ er dann seinen Geburtsort städtebaulich zu einer Planstadt der Renaissance umgestalten und nach sich selbst in Pienza umbenennen.
Wie nicht anders zu erwarten, ist auch Pienza eine wunderschöne, kleine toskanische Stadt. Die Häuschen mit Fensterläden ganz aus Naturstein, Straßen und Wege gepflastert und natürlich wieder eine vollständig erhaltene Stadtmauer, die das malerische Örtchen umgibt. Entlang letzterer lässt es sich gut spazieren und das toskansiche Hügelland bewundern.
Bekannt ist Pienza auch für seinen in der Region hergestellten Pecorino, den es an jeder Ecke zu kaufen gibt. Die Geschäft sind außerdem leicht zu finden, da der Käse eine nicht unwesentliche Duftspur nach sich zieht. Das ist nicht immer so angenehm.
Die zentrale Piazza Pio II wurde nach Pienzas berühmtestem Bürger benannt und von dem von ihm beauftragten Architekten Bernardo Rossellino entworfen. Der Platz wird flankiert vom Duomo di Santa Maria Assunta, dem Rathaus sowie zwei Palazzi, von denen einer der Familie Pius II als Wohnsitz diente.
Etwa 15 Kilometer östlich von Pienza liegt Montepulciano, das wir ebenfalls besuchen wollen. Bereits auf der Fahrt dorthin bekommen wir einen ersten Blick auf die auf einer Hügelkuppe gelegen Stadt.
Unser Auto stellen wir am Nordende der Stadt in der Nähe der Porta al Prato ab, von hier geht es dann zu Fuß weiter. Besagtes Tor wurde während des 2. Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht gesprengt, was aber noch Glück im Unglück bedeutete. Der ursprüngliche Plan, die gesamte historische Altstadt in die Luft zu jagen, konnte nämlich nur knapp verhindert werden.
Unser erster Eindruck ist nicht so positiv wie in Pienza. Montepulciano ist weniger beschaulich und unseres Erachtens auch nicht so hübsch. Wir laufen die Hauptstraße Via di Gracciano nel Corso entlang und merken dann auch, dass Montepulciano viel größer ist als gedacht. Die Straße windet sich schlangenförmig den Hügel hinauf und es dauert ganz schön lange, bis wir das auf der Hügelkuppe gelegene Zentrum - die Piazza Grande - erreichen. Schön ist, dass sich auch hier immer wieder Ausblicke ins Umland eröffnen. In der Ferne sehen wir sogar den riesigen Lago Trasimeno, welcher der größte der Apenninhalbinsel ist und auch historisch interessant. Im Zweiten Punischen Krieg schlug hier Hannibal die römische Armee vernichtend.
Oben angekommen essen wir erst mal in einem der vielen Restaurants zu Mittag. Erst dann nehmen wir die Piazza Grande genauer unter die Lupe. Sie ist von imposanten Gebäuden umgeben, unter anderem von der Cattedrale di Santa Maria Assunta, dem Rathaus mit Turm und einigen eindrucksvollen Palazzi. Auf dem Platz befindet sich - wie auch schon in anderen Städten - ein Brunnen, dieser hier trägt den interessanten Namen Pozzo dei Grifi e dei Leoni (Greif- und Löwenbrunnen).
Hinunter geht es dann auf direktem Weg über die Via Ricci und die Via del Poggiolo. Die Chiesa di Santa Lucia sieht ganz interessant aus, aber alles in allem überzeugt uns die Stadt nicht so ganz. Es liegt wahrscheinlich daran, dass ihr der Mittelalter-Charm in weiten Teilen fehlt, die Stadt nicht durchgehend autofrei ist und sicher auch an der Tatsache, dass wir bis zum Mittagessen schon ziemlich hungrig waren.
Vorerst haben wir genug von (toskanischen) Städten und sie waren auch nicht der Hauptgrund, warum wie hier in den Süden gefahren sind. Dieser ist nämlich das Val d’Orcia, das landschaftlich die Toskana in Reinkultur repräsentieren soll. Die auch landwirtschaftlich genutzte Hügellandschaft inspirierte viele namhafte Künstler, vorwiegend der Schule von Siena.
Monticchiello ist ein winziger Ort inmitten des Val d’Orcia. Er war bereits zu Zeiten der Etrusker und Römer besiedelt und hat sich über die Jahre sein mittelalterliches Erscheinungsbild, welches im 13. Jahrhundert entstand, bewahrt. Die Stadtmauer sowie der Bergfried sind noch heute Zeugen dieser kleinen aber wehrhaften Ansiedlung.
Etwa 1 Kilometer östlich von Monticchiello kann das Val d’Orcia mit einer wahrhaft instagram-tauglichen Stelle aufwarten. Die Strada Provinciale 88 schlängelt sich hier überaus pittorsk und von Zypressen flaniert einen Hang herunter. Da dies wahrscheinlich der klischeehaft-toskanischste Anblick unserer Reise ist, möchten wir den Punkt als Top-Spot auszeichnen. Das Val d’Orcia hat uns auf jeden Fall nicht enttäuscht.
Tipp: Top-Spot
Zurück zu unserer Unterkunft in Sovicille geht es dann weiter durch die sattgrüne toskanische Landschaft, die hie und da intensive rote Farbtupfer durch den in Hochblüte stehenden Klatschmohn erhält. Der Frühling ist echt eine gute Jahreszeit für die Toskana! Wir machen noch einen kurzen Zwischenstopp in Bagno Vignoni. Aus der Ferne sehen wir auch das Örtchen Rocca di Tentennano, das überaus spektakulär auf einem perfekt kegelförmigen Hügel sitzt. Für eine genauere Besichtigung ist es aber dann auch schon zu spät, für heute reicht es uns wirklich!