Fahrt Richtung Ardvreck Castle

Highlights entlang des North Coast 500

29.07.2021
Roadtrip
Roadtrip auf dem North Coast 500 entlang der Westküste Schottlands

Über eine Brücke bei Kyleakin erreichen wir von der Isle of Skye kommend wieder das Festland. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Eilean Donan Castle, dem wohl meistfotografierten Schloss Schottlands. Die heute ersichtliche Struktur ist das Ergebnis einer Rekonstruktion aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der Popularität der Gemäuer tut das aber keinen Abbruch. Viele Touristen wuseln hier herum und auch als Filmlocation musste das Schloss schon sehr oft herhalten. Wir haben keine Lust auf den Auflauf und so packen wir im hintersten Winkel des Besucherparkplatzes einfach unserer Campingstühle aus. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf das Schloss und ist ziemlich ungestört von den übrigen Besuchern. Für das Postkartenmotiv müssen wir nicht einen Schritt weit gehen. Mit Chai, Muffins und bestem Sommerwetter genießen wir die Aussicht auf das schottische Wahrzeichen.

Tipp: Postkartenmotiv

Anschließend geht es weiter Richtung Norden. Die nächsten Tage wollen wir der teilweisen Befahrung der "North Coast 500" widmen. Es handelt sich dabei um eine ca. 500 Meilen lange Straße entlang der Nordküste Schottlands.

Wir fahren noch ein Stück auf der A890 und biegen dann nach links auf die A896 ein. Über Lochcarron, Ardarroch und Tornapress geht es bis zum Upper Loch Torridon. Im Gegensatz zur Isle of Skye sucht man Touristen hier vergeblich. Wir sind tief beeindruckt von der Weite und Menschenleere dieser Gegend, beides steigert sich noch je weiter wir nach Norden vordringen.

Am Himmel tauchen immer wieder Militärflugzeuge auf, die teilweise richtig tief übers Gelände fliegen. Wir nehmen an, die kommen vom Cape Wrath, einem Gebiet im äußersten Norden Schottlands, das von der Royal Air Force als Testgebiet für Bombenabwürfe genutzt wird.

Wir halten an den Victoria Falls und machen eine ausgiebige Kaffeepause am Gairloch Beach, wo die Sonne so ungetrübt vom Himmel scheint, dass es uns fast zu warm wird.

Die Single-Track-Road führt uns immer weiter nach Norden, vorbei am Loch Ewe und am (Little) Loch Broom.

Einen kurzen Spaziergang machen wir noch im Corrieshalloch Gorge National Nature Reserve, wo sich der Abhainn Droma beeindruckend eng zwischen Felswänden durchquetscht. Die Schlucht wir uns auch in Erinnerung bleiben, da wir auf dem Parkplatz im Radio hören, dass Deutschland wohl schon in der Vorrunde der Fußball WM 2018 ausgeschieden ist. Wo gibt’s denn so was?

Kurze Zeit später erreichen wir Ullapool, wo wir in dem schön am Loch Broom gelegenen Broomfield Holiday Park übernachten. Da Ullapool die einzige größere Ansiedlung weit und breit ist und sich die Gelegenheit anbietet, essen wir heute mal auswärts zu Abend. Burger mit Pommes frites hätten wir in der kleinen Küche im Van auch nicht zustande gebracht.

Wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns bis wir die Nordküste der Britischen Insel erreichen, also starten wir am nächsten Tag zeitig. Wir fahren den nördlich von Ullapool gelegenen Loch Lurgainn entlang. Die Single-Track-Road wird hier noch ein Stück schmäler, die Gegend noch entlegener. Wir sind jetzt wieder in "the middle of nowhere" und unsere kühnsten Erwartungen bezüglich der Menschenleere des Nordens werden hier übertroffen. Die Highlands mit ihrem niedrigen Bewuchs sehen so unglaublich toll aus.

Am Loch Roe erspähen wir wieder Robben, die faul am Uferrand liegen. Wir sind relativ nah dran und sie lassen sich sehr gut erkennen.

Kurze Zeit später erreichen wir die Achmelvich Bay. Hier werden unsere kühnsten Erwartungen bezüglich der Qualität der Strände des Nordens übertroffen. Das perfekte Fleckchen besticht durch türkises, glasklares Wasser und weißen, flach abfallenden Sandstrand, der auch der Karibik alle Ehre gemacht hätte. Da es wieder sonnig und recht warm ist, ziehen wir mal unsere Schuhe aus und machen den Fühltest. Schnell haben wir einen Verdacht, woran die Menschenleere vielleicht auch liegen mag. Das Wasser ist so kalt, dass es regelrecht weh tut und wir sehen auch niemanden, der sich hier hineinwagt. Wir finden es auf jeden Fall toll und sind froh auch hier wieder fast alleine zu sein.

Der weiter nördlich gelegene Clatchtoll Beach sieht ebenfalls toll aus, wir fahren aber weiter bis zum Stoer Lighthouse, von wo wir zu einer kurzen Wanderung aufbrechen.

Wir gehen ca. 2km nordwärts die Küste entlang, bis wir zu einer Halbinsel kommen, die nur über einen wenige Meter breiten Felsrücken mit dem Festland verbunden ist. An sich ist das ja schon recht spektakulär, wird aber noch gesteigert durch den Ausblick auf den Old Man of Stoer, eine 60 Meter hohe Felsnadel, die der extremen Brandung des Atlantiks trotzt. Wir sind restlos begeistert von dieser Location und zählen sie ab jetzt zu unseren absoluten Top-Spots.

Tipp: Top-Spot

Auf dem Rückweg zum Stoer Lighthouse sehen wir in der Brandung immer wieder etwas auftauchen, das wir nicht ganz einordnen können. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es ein Tier ist, aber für eine Robbe fast zu groß. Eventuell ist es sogar ein Wal, es gibt sie auf jeden Fall in den umliegenden Gewässern.

Nach Stoer biegt die Straße nach Osten ab und führt an der Küste entlang. Bei der Einmündung in die A894 wenden wir uns dann wieder Richtung Süden.

Kurze Zeit später erreichen wir das Ardvreck Castle am Loch Assynt. Die Burgruine liegt sehr pittoresk am Seeufer und gibt wieder eine hervorragende Location für eine Tee- und Muffinpause ab. Auch ein Militärflugzeug zieht wieder über unsere Köpfe hinweg.

Im Anschluss machen wir kehrt und fahren wieder nach Norden. Wir wollen unbedingt noch bei Tageslicht die Nordküste der britischen Insel erreichen und geben ab jetzt etwas Gas. Kurz bevor wir sie erreichen, ziehen vom Meer her bodennahe Nebelschwaden herein, was eine unvergleichliche Stimmung erzeugt und die Spannung bezüglich des weiteren Streckenverlaufs steigert.