Erkundungen rund um den See Mývatn
Vom CJA Camping ist es wirklich nur mehr eine sehr kurze Fahrt bis zum Mývatn - zu deutsch "Mückensee". Nomen est natürlich omen und sobald wir das Gewässer erreichen, machen wir die erste Bekanntschaft mit den für den See typischen Zuckermücken. Positiv an diesen Zeitgenossen ist, dass sie - im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen - nicht stechen, sondern durch ihr Herumschwirren an Augen, Ohren und Nase einfach nur unglaublich lästig sind. Etwas leichter ist es, wenn man sich so in den Wind stellt, dass die Brise die Mücken von besagten Organen wegtreibt.
Der Mývatn ist mit einer Durchschnittstiefe von etwas über 2 Metern ziemlich seicht. Wie eine riesengroße Spiegelfläche liegt er vor uns. In der Region gibt es abgesehen von dem See noch vielfältige vulkanische Erscheinungen, für die das Vulkansystem des Zentralvulkans Krafla verantwortlich ist.
Die erste Station ist die Badegrotte Grjótagjá, in der man eigentlich nicht baden darf. Der gewöhnungsbedürftige isländische Name bedeutet übersetzt "Felsspalte", was nicht von ungefähr kommt. Die Grotte liegt direkt unter der auch oberflächlich sichtbaren Kontinentalspalte zwischen dem amerikanischen und europäischen Kontinent. Wir gehen erst ein wenig am Rand der Verwerfung entlang, und aus dem Spalt steigt sogar immer wieder Rauch auf, der von dem warmen Wasser in der Höhle abgeht. Die Wassertemperatur in der Höhle ändert sich - abhängig von der Aktivitätsstärke des Krafla - ständig, dementsprechend ist es darin mal mehr oder weniger dampfig. Die Stimmung in der Grotte ist auf jeden Fall einzigartig, was sicher auch ein Grund war dort - wie an so vielen anderen Orten auf Island - eine Szene der Serie "Game of Thrones" zu drehen.
Direkt an der Ringroad liegt der Blue Lake, der tatsächlich eine unnatürlich wirkende, blaue Färbung besitzt. Im Hintergrund ist das rauchende, dampfende Bjarnarflag-Kraftwerk sichtbar. Der Ort wäre wohl ein sehr passende Kulisse für eine Szene in einem Science-Fiction-Film.
Östlich des Mývatn liegt, unterhalb des Bergrückens Námafjall, das Geothermalgebiet Hverir. In der vor uns liegenden Ebene sind bereits ein paar Wege ausgetrampelt, denen wir folgen. Absperrungen und Holzstege gibt es kaum, wäre aber nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass einige der hier zu Tage tretenden Quellen kochend heiß sind. Wir wandern mit gebührendem Abstand zwischen den dampfenden Schlammlöchern und Fumarolen umher und mit dem Wechsel aus Sonne und Wolken ergeben sich ein paar wirklich schöne Lichtstimmungen, die Gestein und Erde in den wundersamsten Tönen leuchten lassen. Vor allem die Abhänge des Námafjall leuchten besonders farbintensiv. Uns gefällt der kurze Spaziergang gut, wenngleich auch hier gilt, dass das Geothermalgebiet lange nicht mit jenen im Yellowstone Nationapark mithalten kann.
Für uns geht es nun im Anschluss weiter Richtung Norden, genauer gesagt zum Vulkan Krafla. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein weiteres geothermisches Kraftwerk. Dieses sieht mit den vielen an der Erdoberfläche verlaufenden Rohren, den knallroten Kraftkammern und dem vielen Wasserdampf aus, als hätte man es sich für einen Zeichentrickfilm ausgedacht. Lustig ist, dass die Straße mitten durchs Kraftwerksareal und unter einem Rohrbogen durch verläuft.
Der am Ende der Straße liegende Krater der Krafla ist nur ein kleiner Teil eines großen Vulkansystems mit dem gleichen Namen. Es erstreckt sich über etwa 100 Kilometer von Nord nach Süd und ist für die geothermischen Aktivitäten in der Region Mývatn verantwortlich. Man kann bequem mit dem Auto bis an den Rand des Kraters fahren und ihn von dort zu Fuß umrunden, was wir aufgrund des typisch isländischen Wetters allerdings nicht zur Gänze tun. Besonders beeindruckend ist auch hier die türkis-blaue Farbe des Kratersees und natürlich der kalte Wind, der uns um die Nase pfeift.
Im Anschluss geht es den selben Weg zurück zum Mývatn und dann auf der 848 am östlichen Ufer entlang Richtung Süden.
Ein besonderes Highlight, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen, soll die Besteigung des Vulkankraters Hverfjall sein. Diesbezüglich haben wir schon etwas Erfahrung und vor allem auch sehr lustige Erinnerungen (siehe Lassen Volcanic National Park). Der einheitlich schwarze Krater aus vulkanischem Lockermaterial besitzt zwar einen Durchmesser von etwa einem Kilometer, ist aber zum Ausgleich nur 90 bis 150 Meter hoch, wodurch die Besteigung keine allzu große Herausforderung ist. Sogar mit Yven sind wir schnurstracks oben. Vielleicht ein wenig zu schnell, denn unser Kleiner bildet sich am Kraterrand angekommen ein, dass wir diesen nun zur Gänze umrunden sollen. Er lässt sich nicht und nicht von dieser Idee abbringen und erleidet einen - dem Vulkanthema angemessenen - Ausbruch. Nachdem wir einiges an Überzeugungsarbeit leisten, beruhigt er sich und wir können die tolle Aussicht von hier oben genießen. Wir haben einen ganz tollen Blick über das Innere des Kraters, den See, die bunten Berge und die aufsteigenden Schwefeldämpfe des Hverir.
Auf dem Parkplatz des Hverfjall gibt es eine sehr schöne Besuchertoilette und einen Infopavillon, wo wir die namensgebenden Bewohner der Region Mývatn noch einmal besser kennenlernen. Hinter einer Glasscheibe liegen abertausende tote Mücken, die zur Abwechslung stillhalten uns sich in Ruhe betrachten lassen.
Zum Abschluss des Tages wollen wir uns noch eine zweite Grotte ähnlich der Grjótagjá, die wir am Morgen besichtigt haben, ansehen. Ein recht netter Fußpfad führt zur Stóragjá. Über eine Metalltreppe steigen wir in eine Felsspalte hinunter und finden auch bald den Einstieg zur Höhle. Leider stellt sich heraus, dass diese nun doch - und zwar ausschließlich - eine Badegrotte ist. Ohne Badeklamotten kann man dort nicht hinuntersteigen, da hängt lediglich ein Seil ins blaue, klare Wasser runter. Das ist also nix für uns und wir gehen sozusagen unverrichteter Dinge zum Auto zurück.
