Vatnajökull Nationalpark
Nach dem Einkaufen verlassen wir Höfn Richtung Westen und haben ab da bereits von der Straße aus einen unbeschreiblichen Ausblick auf die Gletscher des Vatnajökull-Nationalparks. Durch den Regen ist die Luft sehr klar und wir sehen schon aus großer Entfernung, wie die riesigen Eismassen wie erstarrte Flüsse aus dem Inneren des Gebirgsmassivs herausfließen. So ein toller Anblick!
Da wir mit dem Auto ohnehin daran vorbeifahren, halten wir am Jökulsárlón - einem bekannten Gletschersee, der nah am Meer liegt und auf dem sich vom Gletscher gelöste Eisberge treiben. Wir wollen hier auf jeden Fall am nächsten Tag auch noch mal länger hin, aber für heute bietet sich der Stopp trotz düsterer Stimmung fürs Abendessen an. Während Iris im Bulli Spaghetti Bolognese zaubert, laufen Wolfgang und Yven am Ufer der Lagune entlang, machen erste Fotos, bestaunen die Eisberge und ... sehen im Gletscherwasser eine Robbe schwimmen!
Nach dem Abendessen vor beeindruckenden Kulisse, fahren wir noch ein kurzes Stück bis zum Campingplatz in Skaftafell. Auch dieser Abschnitt ist wahrlich beeindruckend. Die Straße führt an den Eismassen entlang und wir kommen ganz dicht an sie heran. Für Wolfgangs neues Teleobjektiv ist das ebenfalls ein Geschenk.
Wir kommen relativ spät in Skaftafell an, was nicht gleich auffällt, da es ja nicht dunkel wird und heute sowieso ein bisschen ein düsterer Tag ist. Der Campingplatz im Nationalpark ist auf jeden Fall spitze. Auf der weitläufigen Rasenfläche ist jede Menge frei wählbarer Platz. Duschen und Abwaschmöglichkeiten sind neu, beheizt und sauber und zum Bezahlen kommen einfach 2 Nationalpark-Ranger mit einem drahtlosen Kartenlesegerät vorbei. Den ganzen Komfort gibt es für umgerechnet gut 20€ pro Nacht. In mancherlei Hinsicht finden wir Island überhaupt nicht teuer!
Am nächsten Morgen starten wir - wie geplant - unsere erste Wanderung in Island, die uns zu 2 schönen Aussichtspunkten bringen soll. Direkt am Campingplatz beginnt der leicht ansteigende Weg, auf dem wir nicht gerade alleine sind. Viele andere Menschen in Outdoor-Klamotten wandern mit uns. Es geht vorbei am Hundafoss und nach gut 100 Höhenmetern und einer guten halben Stunde Gehzeit erreichen wir das erste Ziel - den Svartifoss. Wunderschön stürzt der Wasserfall in dicht bewachsenem Gelände über eine Felskante, die bei genauerer Betrachtung aus einer Menge sechseckiger Basaltsäulen besteht. Deren schwarze Farbe verhalf dem Wasserfall zu seinem Namen.
Wir gehen auch zu dem kleinen Pool, in den sich der Svartifoss ergießt, hinunter und betrachten ihn aus der Nähe. Da er trotz der "richtigen" Jahreszeit nicht übermäßig viel Wasser führt, bleiben wir dabei auch trocken. Obwohl ca. 90% der Besucher nun den Rückweg Richtung Skaftafell Campingplatz & Visitor Center antreten, geht es für uns noch weiter. Über eine Hochebene führt der Weg zu einem weiteren Aussichtspunkt. Fast alleine wandern wir entlang dieses Pfades, der - um die Vegetation zu schonen - zum Teil über Holzstege führt. Hier oben haben wir bereits während des Gehens einen tollen Blick auf die weiter im Westen liegenden Gletscher, das vor uns aufragende Gebirgsmassiv und die Richtung Meer auslaufende Flachebene. Höhenwege sind einfach die Ferraris unter den Wanderwegen.
Nach ca. 45 Minuten kommen wir also an das zweite Ziel. Von einer Anhöhe kann man hervorragend über den aus dem Inneren des Nationalparks Richtung Küste "fließenden" Skaftafellsjökull schauen. Wir sind ganz nah an der riesigen Eismasse dran und so lassen sich die Furchen und Abbrüche des Gletschers sowie die im Schmelzwasser treibenden Eisbrocken außerordentlich gut erkennen. Einfach toll!
Von dem Aussichtspunkt geht es dann nur mehr bergab zum Campingplatz zurück. Auch dieser Abschnitt ist aussichtsreich, vor allem der Blick Richtung Süden. Unglaublich schön, wie sich das geschmolzene Gletscherwasser in netzartigen Schleifen seinen Weg Richtung Meer bahnt.
Nachdem wir unsere Wanderung beendet haben, machen wir auf dem Campingplatz eine Mittagspause im - ja, so warm ist es! - Freien. Da das Wetter heute besser ist, wollen wir anschließend noch einmal zum Gletschersee Jökulsárlón. Auf der 45 Minuten langen Fahrt dorthin sehen wir außerdem den Svínafellsjökull und den Fjallsjökull.
Und auch die lila Alaska-Lupinien (Lupinus nootkatensis) bleiben unseren treuen Begleiter. Die aus Nordamerika "eingeschleppten" Pflanzen scheinen sich vor allem hier im Süden Islands pudelwohl zu fühlen. Teilweise durchfahrend wir Felder, deren Ende man gar nicht mehr sehen kann. Hier gibt es Lupinien sprichwörtlich so weit das Auge reicht.
Vom Jökulsárlón sind wir mindestens so entzückt wie am Vortag. Teilweise kommt die Sonne gut heraus und lässt die von der Gletscherzunge des Breiðamerkurjökulls abgebrochenen Eisberge in sämtlichen Blautönen schimmern. Diese sind teils übervölkert von verschiedensten Vögeln. Im eiskalten Wasser schwimmen Eiderenten und natürlich auch unsere liebsten Nicht-Vögel, die Robben.
Der Gletschersee ist über einen sehr kurzen Fluss - die Jökulsá - mit dem offenen Meer verbunden. Interessant ist, dass sich die Strömung des Flusses umkehren und somit Salzwasser in den Gletschersee gespült werden kann. Aus diesem Grund friert der Jökulsárlón auch niemals zu.
In der Regel fließt die Jökulsá aber natürlich Richtung Meer und nimmt dabei große Teile der vom Gletscher abgebrochenen Eisberge mit. Die raue See spült diese dann wiederum in die andere Richtung, und auf dem schwarzen Basaltstrand an der Mündung der Jökulsá werden viele dieser Eisberg-Bruchstücke abgelagert, was ihm den Namen "Diamond Beach" einbrachte. Die glänzend durchsichtigen "Diamanten" sehen auf dem schwarzen Sand aber auch wirklich toll aus und auch das tosende Eismeer zu sehen, ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Zum Übernachten geht es wieder zum Campingplatz Skaftafell zurück. Die Gletscherausläufer, an denen wir dabei vorbeikommen, sehen wir nun bereits zum dritten Mal, und trotzdem sehen sie im Licht der Abendsonne wieder ganz anders aus.
