Bangaan

Reisterrassen in Banaue, Hapao & Batad

11.08.2021
Backpacking

Die Nacht vor unserem Trip nach Banaue ist kurz. Wolfgang hat sich in El Nido den Fuß an einer Koralle geschnitten, so dass wir fast bis Mitternacht unterwegs sind, um ihn im Manila Medical Center verarzten zu lassen. Unser Bus startet bereits um 06:30, ein Taxi dorthin muss auch noch organisiert werden, so müssen wir uns mit wenigen Stunden Schlaf begnügen.

Anders als die meisten Traveller haben wir uns dafür entschieden, die Fahrt nach Banaue nicht mit dem Nachtbus zu unternehmen. Alternativ haben wir eine Tagverbindung ausgetüftelt.

Wir starten also fast pünktlich vom Five-Star-Busterminal in der Legarda Street. Bei Abfahrt sind wir die einzigen Fahrgäste, was uns ziemlich erstaunt, als wir einige Horror-Berichte über heillos überfüllte Busse während der Weihnachtsferien gelesen haben, was uns auch dazu veranlasst hat, dieses Ticket vorzubuchen. Wir werden mit diesem Bus bis Solano - einer Stadt in etwa 300 km nördlich von Manila - fahren. Wir wissen, dass die Fahrt ob der speziellen philippinischen Straßenverhältnisse lang werden wird, beim Ausfahren aus Manila erahnen wir aber schon, wie lang Lang wirklich sein kann. Obwohl so früh am Morgen noch nicht viel Verkehr ist, brauchen wir fast 2 Stunden bis wir überhaupt aus dieser Mega-City heraus sind.

Auch hinter Manila ist die Fahrt eine ziemliche Tingelei. Auf den Straßen tummeln sich alle möglichen und unmöglichen Gefährte, wir machen einige Pausen bei Raststationen und bleiben auch sehr oft stehen, um Fahrgäste aussteigen zu lassen oder neue aufzulesen. Leider ist die Fahrt - im Gegensatz zu allem anderen, was wir bisher kennengelernt haben - auch landschaftlich nicht überragend. Auf Fernsehbildschirmen laufen Filme, die aber leider so trashig sind, dass ein längeres Zuschauen unmöglich ist, außerdem ist der Bus so laut, dass man den Ton nicht hört. In Summe "sehen" wir so sicher 4-5 Filme, bis wir gegen 15:00 dann tatsächlich in Solano eintrudeln.

Wir werden einfach irgendwo an der Hauptstraße ausgelassen und stehen dann erst mal rum wie bestellt und nicht abgeholt. Zum Glück fallen wir hier als Touris gleich auf und sofort sind wir mit ein paar Tricycle-Fahrern im "Gespräch". Wir sagen "Banaue" und die kennen sich schon aus. Für einen kleinen Betrag laden sie uns ein und bringen uns quer durch die wuselige Stadt bis zu einer Art Hinterhof, wo bereits ein halb voller Jeepney steht, der demnächst Richtung Banaue abfährt. Das ging ja mal wieder richtig unkompliziert! Unsere Rucksäcke werden auf dem Dach verstaut und wir dürfen auf einer der beiden längsgerichteten Holzbänke im Fond des Jeepney Platz nehmen. Wolfgangs Sorge, dass sie uns auch auf dem Dach verstauen könnten, ist unbegründet, dieses Vergnügen bleibt einheimischen Teenagern vorbehalten. Schön langsam füllt sich der Jeepney, ein kleines Problem scheint es aber noch zu geben. Immer wieder werden die Fahrgäste auf den beiden Bänken nachgezählt und festgestellt, dass auf unserer Seite einer weniger sitzt. Wolfgang hat versucht, sich mit seinem angeschlagenen Fuß etwas Beinfreiheit zu verschaffen, aber darauf kann keine Rücksicht genommen werden. Wir werden zusammengeschoben, bis auf beiden Seiten gleich viele Fahrgäste sitzen. Neben Wolfang wird ein Huhn abgestellt, das allerdings nicht als vollwertiger Fahrgast zählt. Dafür kommen auf den Querbalken, der den Einstieg verriegelt, auch noch 2. Jetzt kann's losgehen.

Die Fahrt führt bald bergauf. Wir entern die philippinischen Kordilleren und die umgebende Landschaft ist wieder sattgrün, wunderschön und zu unserem Entzücken auch noch gebirgig. Für Wolfgangs Fuß ist die abenteuerliche, beengte Fahrt natürlich eine Tortour, aber abgesehen davon genießen wir sie sehr.

Nach einer ganzen Weile kommen wir in einen Ort, wo wir sozusagen umgestiegen werden. Kurz und knapp werden unsere Rucksäcke umgeladen und wir in einen anderen Jeepney gesetzt, der auch sofort weiter Richtung Banaue fährt. Wir müssen uns um nichts kümmern, alle sorgen dafür, dass wir ans gewünschte Ziel kommen. Da auch die Fahrt durch die Berge noch ca. 3 Stunden in Anspruch nimmt erreichen wir Banaue erst nach Einbruch der Dunkelheit. Vom Ortszentrum fahren wir mit einem Tricycle das letzte Stück bis zum Banaue Hotel. Puh! Ein ganzer Tag Fahrt für eine Strecke von knapp 400 km. Wir sind total erledigt und freuen uns aufs Schlafen. Die kühle Gebirgsluft ist dafür genau richtig!

Banaue

Am nächsten Tag ist die Schwellung an Wolfgangs Fuß zwar schon etwas zurückgegangen, trotzdem wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen. Wir spazieren erst mal zur Tourist Information und informieren uns über die vorhandenen Ausflugsmöglichkeiten.

Schließlich chartern wir von dort gleich ein Tricycle, das uns zu den Reisterrassen von Hapao bringen soll. Der Hapao River entspringt südwestlich von Banaue und fließt dann in nordöstlicher Richtung durch ein relativ breites Tal, in dem die besagten Reisterrassen zu finden sind. Um dorthin zu gelangen überqueren wir in dem klapprigen Tricycle erst mal einen Gebirgskamm. Von der kurvenreichen Straße bieten sich spektakuläre Ausblicke auf die Umgebung, außerdem bekommen wir auch einen guten Einblick, was Feldarbeit hier bedeutet. Im Moment ist gerade die Zeit, wo damit begonnen wird, die konzentriert gezüchteten Setzlinge zu vereinzeln und sie auf die für sie bestimmten Felder umzusetzen. Das Ganze passiert händisch und in gebückter oder hockender Haltung. Zudem sind die Felder bewässert, was bedeutet, dass man auch noch den ganzen Tag im Wasser steht. Eine Wahnsinns-Arbeit!

Das Tal des Hapao River ist wunderschön und zu unserer Begeisterung auch kaum besucht, wir sind hier so ziemlich die einzigen Touristen. Immer wieder bleiben wir auch stehen und unser Tricycle-Fahrer zeigt uns Stellen, wo wir ein wenig ins Gelände rausstapfen können, um einen noch besseren Eindruck zu bekommen. Die angelegten Reisterrassen sind unglaublich beeindruckend. Auch hier wurden ungeahnte Mühen an den Tag gelegt, um der Natur mittels Natursteinmauern die horizontalen Anbauflächen abzutrotzen.

Besonders harmonisch liegt dann der Talschluss vor uns. Die gefluteten Terrassen vor den bewucherten Abhängen sind eine wahre Augenweide.

Auf dem Rückweg machen wir kurz vor Banaue einen Abstecher zum Hiwang Village. Die Häuser dort wurden in der traditionellen Bauweise der Ifugao - einer altmalaiische Ethnie, die hier in den Kordilleren beheimatet ist - errichtet und können auch zum Übernachten gemietet werden. Von der Anlage bietet sich ein überwältigender Blick über die auch hier dicht mit Reisterrassen überzogene Landschaft. Zudem haben wir hier eine Seehöhe erreicht, wo sich zwischen die tropische Vegetation auch Nadelhölzer mischen, die man hier eigentlich nicht vermuten würde.

Schlussendlich fahren wir noch zum allseits bekannten Banaue View Point. Von dem nördlich des Dorfs gelegene Aussichtspunkt hat man den besten Blick auf das Banaue-Tal mit seinen teils auch als 8. Weltwunder bezeichneten Reisterrassen. Vor etwa 2000 Jahren haben die Ifugao begonnen, diese als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnete Kulturlandschaft anzulegen. Die gewaltigen Stützmauern würden aneinandergereiht die halbe Erdkugel umspannen. Da sind wir platt!

Am Abend spazieren wir ein wenig durch Banaue selbst. Im Gegensatz zu den Reisterrassen ist das Städtchen leider ganz und gar keine Augenweide. Trotzdem finden wir es irgendwie authentisch und wir bereuen nicht, die beschwerliche Reise hierher unternommen zu haben.

Für den nächsten Tag haben wir uns ein besonderes Highlight aufgehoben. Wolfgangs Fuß geht es mittlerweile wieder besser, so dass dem auch in dieser Hinsicht nichts im Wege steht. Bei wiederholtem Traumwetter chartern wir erneut ein Tricycle und lassen uns von Banaue Richtung Osten bis zum sogenannten Saddle Point fahren.

Batad_Saddle

Auf der Anhöhe steigen wir aus und setzen unseren Weg zu Fuß fort. Wir marschieren umgeben von grandioser Berglandschaft bergab, erst auf einer kaum mehr befahrenen Straße, dann auf dem idyllisch durch den Wald führenden Batad Trail.

An dessen Ende erreichen wir eine kleine Ansiedlung von der wir einen wahrhaft atemberaubenden Blick auf die ebenfalls als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichneten Reisterrassen von Batad präsentiert bekommen. Oft werden sie auch als "Stairway to heaven" bezeichent und wir müssen zugeben, dass das nicht übertrieben ist. Die an den steilen Hängen errichteten Terrassen scheinen tatsächlich bis zum Himmel zu reichen. Das lediglich aus ein paar Häuschen bestehende Dorf Batad liegt inmitten der im Moment brach liegenden, gefluteten Terrassen. So was Schönes haben wir bislang selten gesehen!

Mit auf dem Batad Trail gekauften Wanderstöcken machen wir uns auf, die Reisterrassen zu durchqueren. Unsere Open Streetmap schlägt uns sogar einen Weg vor, dem wir gerne folgen. Dieser führt an der Abbruchkante der Terrassen entlang und als wir hier gehen, merken wir erst, dass die einzelnen "Etagen" der Himmelstreppe teils 2-3 Meter hoch sind, alles gemauert mit Naturstein. Nicht auszudenken, was das für eine Arbeit war!

Batad

Wir durchqueren das Amphitheater oberhalb von Batad und erreichen dann den Tappiya Falls Trail, dem wir Richtung Norden folgen. Der enge Weg ist ein wenig verwuchert und führt ziemlich steil bergab. Zudem brennt die Sonne mittlerweile gnadenlos vom Himmel, so dass wir ordentlich ins Schwitzen kommen. Entschädigt werden wir allerdings durch den Anblick der Tappiya Falls, die sich spektakulärer als erwartet aus ziemlich großer Höhe in die Tiefe stürzen. Im Schatten der umgebenden Steilhänge machen wir eine lange Rast, bevor wir den Rückweg antreten, der uns ausnahmslos bergauf führen wird. Puh!

Wir genießen ihn aber trotz tropischer Schweißausbrüche sehr, es ist einfach zu schön hier! Am unteren Ende der Terrassen fangen die Reisbauern auch hier an, die Jungpflanzen auszusetzen. Eine nicht ganz ungefährliche Arbeit, wenn man bedenkt, was für Tiere sich im stehenden Wasser womöglich tummeln.

Auf der Anhöhe angekommen, wo wir den ersten Ausblick genossen haben, machen wir in einem der Restaurants nochmal eine ausgiebige Pause. Der Blick von der Terrasse könnte nicht besser sein! Dann nehmen wir den Rückweg Richtung Saddle Point in Angriff, zum Schluss hin wird's schon ganz schön anstrengend.

Batad_Rückweg

Unser Tricycle-Fahre möchte uns - bevor wir nach Banaue zurückkehren - noch etwas zeigen. Uns ist das recht, Hauptsache wir können uns in seinem Gefährt etwas ausrasten. An der Hauptstraße angekommen fahren wir noch ein kurzes Stück Richtung Osten und erreichen dann die Siedlung Bangaan. Sie ist von der erhöht verlaufenden Straße gut einsichtig und wir finden fast, dass dies auf unserer Reisterrassen-Toru das harmonischste Ensemble ist! Perfekt eingebettet liegt die winzige Siedlung inmitten eines Meeres aus Reisterrassen. Das sieht aus wie das Cover eines National-Geographic-Magazins. Unglaublich! Und wir mussten nicht einen Schritt zu Fuß gehen.

Tipp: Top-Spot

Zurück in Banaue lassen wir uns nochmal zum Hotel bringen, allerdings nur, um unsere Rucksäcke abzuholen. Wir werden mit dem Nachtbus nach Manila zurückfahren, unsere Reise neigt sich leider dem Ende zu. Wir essen noch gemütlich zu Abend, bevor wir es uns in der letzten Reihe des Busses bequem machen - zumindest versuchen wir es. Um in puncto Klimaanlage gewappnet zu sein, setzen wir auch unsere Winterhauben auf, die wir für diesen Fall von zu Hause mitgebracht haben und mittlerweile fast 3 Wochen durch die Tropen schleppen. Die Rückfahrt kann losgehen!