Shimizu Island

Abenteuer im Norden Palawans

12.08.2021
Backpacking

Per Minibus geht es in den äußersten Norden der Insel Palawan, genauer gesagt nach El Nido. Da die Strecke fast 300 km lang ist, nimmt die Fahrt einen Großteil des Tages in Anspruch. Nichtsdestotrotz ist sie ziemlich kurzweilig. Die an den Fenstern vorbeiziehende Landschaft begeistert uns immer wieder. Zudem ist Palawan wenig besiedelt, so dass große, zusammenhängende Naturräume erhalten geblieben sind. Erst am Nachmittag trudeln wir in dem beschaulichen Fischerdörfchen ein. Obwohl El Nido bei weitem kein Geheimtipp mehr und auch eine gewisse touristischen Infrastruktur vorhanden ist, geht es hier immer noch recht beschaulich zu. Erst im Oktober wurde hier der erste ATM installiert. Wir haben uns nicht auf diese Gerüchte verlassen und uns noch in Puerto Princesa mit Bargeld eingedeckt. Wir werden im Ortszentrum abgeladen und gehen zu Fuß zu unserer Unterkunft namens Jurias Pension. Diese ist zwar grundsätzlich in Ordnung aber - wie die Unterkünfte auf den Philippinen im Allgemeinen - recht einfach. Wir kommen nicht umhin, festzustellen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis in Vietnam oder Thailand schon um Klassen besser ist.

Da wir am Nachmittag noch etwas Zeit haben, lassen wir uns von einem Tricycle zum Las Cabañas Beach fahren. Der gelbliche Sandstrand mit den hochgewachsenen Palmen im Hintergrund und dem Wahnsinns-Blick auf die vorgelagerten Inseln ist wirklich außerordentlich schön. Wir verbringen hier badend und faulenzend den restlichen Tag bis zum Sonnenuntergang.

Der Hauptgrund aus dem wir nach El Nido gekommen sind, ist die Erkundung des westlich im Meer vorgelagerten Bacuit-Archipels. Die Meeresschutzzone besteht aus unendlich vielen schroffen, kantigen Kalkinseln. Dazwischen liegen paradiesisch schöne Lagunen und Buchten. Das Fortbewegungsmittel der Wahl sind hier natürlich die für die Philippinen typischen Banca-Boote, mit denen wir bereits in Sabang Bekanntschaft gemacht haben. Von den Reisebüros im Ort werden 4 verschiedene Touren - bezeichnet als Tour A, B, C oder D - angeboten, welche bequemerweise auch in jedem Hotel gebucht werden können. Da Traumwetter ansteht, haben wir uns entschlossen an diesem letzten Tag des Jahres die weiter vom Festland wegführende Tour C zu unternehmen. Um 09:00 geht es am Strand von El Nido los, wo wir mit Badesachen ausgerüstet unser Boot besteigen.

Wir genießen die Fahrt zwischen den Inseln und Kalkfelsen, schauen aufs Meer hinaus und lassen uns den Seewind um die Nase wehen. Den ersten Stopp legen wir bei Helicopter Island ein. Die recht große Insel sieht von weitem im Profil wie ein Hubschrauber aus. Interessanter finden wir sie eher von nahem. Die von tropischen Pflanzen bewachsenen dunklen Kalkfelsen sehen unglaublich toll aus, ebenso das in allen Türkistönen schimmernde Wasser. Auf dem Boot wird uns Schnorchel-Equipment ausgeliehen und so versuchen wir auch gleich unser Glück unter Wasser. Einige Fische sind hier schon zu sehen, Korallen eher weniger. Es ist schon ganz nett, aber in keinem Fall vergleichbar mit unserer Schnorchel-Experience im Komodo National Park in Indonesien.

Tour C_Helicopter Island

Wir schippern weiter aufs Meer hinaus, genauer gesagt auf die Westseite von Matinloc Island. Hier befindet sich der sogenannte Secret Beach. Der sehr kleine Strand wird allseits umgeben von hohen, steil aufragenden Felsen und ist über ein Loch in einer der Felswände mit dem offenen Meer verbunden. Dieses Loch muss durchschwommen werden, um an diesen "geheimen" Ort zu gelangen. Unterstützend ist da ein Seil durchgespannt, an dem man sich entlanghandeln kann. Nun ja, da wir normal gute Schwimmer und zudem mit Life Jackets ausgestattet sind, trauen wir uns das schon zu. Ganz ungefährlich ist die Sache aber trotzdem nicht. Wir beobachten wie andere Besucher die Durchschwimmung meistern und bei manchen kommt im falschen Moment eine Welle vom offenen Meer daher und taucht sie schon mal komplett unter Wasser. Bei einer entsprechend kraftvollen Welle kann man sicher auch gegen die Felswände gedrückt werden. Wir stellen uns aber gut an und werden belohnt mit diesem doch recht außergewöhnlichen Ort.

Etwas weiter nördlich an der Westküste Matinlocs liegt der Matinloc Shrine. Der verlassene, christliche Schrein ist an und für sich nicht so besonders. Er liegt aber auf einer Anhöhe, auf die wir raufklettern und von der man einen wunderbaren Von-Oben-Blick auf die Gesamt-Szenerie hat. Außerdem tut es uns Landratten gut, mal kurz wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Westlich von Matinloc liegt Tapiutan Island, wo wir an einem dem Matinloc Shrine gegenüberliegenden Strand unsere Mittagspause machen. Auf dem Boot wird Lunch zubereitet und wer sich den Bauch nicht zu vollgeschlagen hat, hat auch hier noch einmal die Möglichkeit, schwimmen zu gehen.

Tour C_Tapiutan Island
Tour C_Tapiutan Island

Die Tour umrundet nun Miniloc Island im Norden, wo keine vorgelagerten Inseln mehr das Meer abschirmen und der Seegang merklich rauer ist. Unser Boot gleitet zwar ohne Probleme über die ca. 2 Meter hohen Wellenberge und -täler, wir werden dabei aber ganz schön durchgeschüttel und nass und stellen fest, dass wir definitiv keine Seefahrer-Gene besitzen.

An der Ostküste von Matinloc Island halten wir noch beim sogenannten Hidden Beach. Dieser Strand ist zwar schon mit dem offenen Meer verbunden, aber durch einen breiten, vorgelagerten Felsen so abgeschirmt, dass man vom Wasser aus nur an den Seiten reinsieht. Die Boote können dort nicht hineinfahren, im Moment sowieso nicht, da gerade Ebbe ist und der Wasserstand dementsprechend niedrig. Wir schwimmen also von weiter draußen auf den "Strandeingang" zu. In dem abgeschirmten Bereich steht das Wasser dann nur mehr kniehoch. Die Schwimmwesten halten uns aber so gut an der Wasseroberfläche, dass wir uns auch hier problemlos treiben lassen können. Nach der Inspektion dieser tollen Lagune geht es zurück nach El Nido, wo wir erst am Abend wieder eintreffen.

Da fällt uns ein, dass ja heute Silvester ist. Nach dem Abendessen gehen wir also zum Strand, wo auch tatsächlich Partystimmung herrscht. Von einem Boot in der Lagune wird ein Feuerwerk abgeschossen und auch am Strand werden einige pyrotechnische Gegenstände abgefackelt. Wir suchen uns eine gemütliche Strandbar mit annehmbarer Musik und trinken einige - für die Philippinen typische - Cola-Rum. Sie sind ziemlich stark, schmecken aber hervorragend. Happy New Year!

Eigentlich haben wir uns für den nächsten Tag für Tour A in den Bacuit-Archipel eingeschrieben. Als wir aber am Morgen aufstehen, ist einerseits der Himmel etwas zugezogen, andererseits brummt uns doch ein wenig der Schädel von den Happy-New-Year-Cola-Rums. Wir schwächeln also und fragen daher an der Rezeption, ob wir unsere Bootstour auf morgen verschieben können. Das ist überhaupt kein Problem und so ziehen wir uns nochmal auf unser Zimmer zurück, um den Tag gemächlicher angehen zu lassen.

Am späteren Vormittag erwachen dann doch unsere Lebensgeister, wir spazieren ins Ortszentrum und siehe da - hier ist es heute total ausgestorben. Kein Mensch auf der Straße und die meisten Lokale und Geschäfte haben auch zu. Dennoch finden wir einen geöffneten Kiosk, der auch Roller vermietet. Aus irgendeinem Grund sind aber - wie wir es verstehen - im Moment keine Fahrzeuge da und so leiht uns der junge Filipino, mit dem wir verhandeln, kurzerhand seinen eigenen Roller. Es fällt ihm nicht leicht, ihn aus seiner Obhut zu geben, aber Geschäft ist Geschäft.

Von El Nido fahren wir auf dem Taytay-El Nido Highway Richtung Norden - vorbei am Flughafen - und biegen dann linkerhand auf eine kleinere Straße ab, die zwischen unglaublich schönen Reisfeldern durchführt. Die sattgrüne Farbe der etwa kniehohen Pflanzen ist unbeschreiblich. Auf und zwischen den Feldern sehen wir einige Wasserbüffel und Reiher. Auch an Land zeigt sich Palawan als richtiges Naturparadies.

Nach einer Weile biegen wir wieder linkerhand auf eine geschotterte Straße ab, auf der wir nach knapp 5 Kilometern den Nacpan Beach erreichen. Just in dem Moment als wir dort ankommen, klart der Himmel auf, lässt die Sonne durch und es zeigt sich uns der Strand von seiner paradiesischsten Seite. Weitläufig, palmenbestanden und mit dekorativer Brandung liegt er vor uns. Entweder es verirren sich nicht viele Touristen so weit in den Norden, oder sie schlafen noch, aber der Strand scheint fast nur von Locals besucht zu werden. Wir legen uns in den weichen Sand, schauen in den Himmel und genießen den Neujahrstag jetzt in vollen Zügen.

Zurück auf der Hauptstraße stellen wir fest, dass wir mal tanken müssten. Kein Problem, wie generell in Asien üblich, wird allenthalben Benzin in Flaschen am Straßenrand verkauft.

Etwas weiter nördlich beginnt die Straße anzusteigen und führt uns auf eine Anhöhe, auf der sich uns sowohl Richtung Landesinnere als auch Richtung Meer ein grandioses Panorama bietet. Der Blick auf die Darocotan Bay von hier oben gehört mitunter zu den tollsten Plätzen, an denen wir je gewesen sind. Keine Frag ein wunderbarer Platz für eine Roller-Pause!

Tipp: Top-Spot

Schön langsam kommen wir an die Ostküsten Palawans, wo wir in Sibaltan eine weitere Pause in einem Strand-Lokal einlegen. Allzu lange können wir uns allerdings nicht aufhalten, da die Sonne schon im Sinken begriffen ist und es auf keinen Fall ratsam ist, im Dunkeln zu fahren.

Sibaltan

Wir rollern wieder durch wunderschöne, tropische Landschaft als wir kurz vorm Auftreffen auf den Taytay-El Nido Highway zu einer Brücke kommen, die man nun wirklich nicht im Dunkeln befahren sollte. Da fehlen doch einige größere Holzplanken und durch die Löcher sieht man den darunter durchfließenden Fluss. Da wir aber auf keinen Fall die ganze Schleife wieder zurückfahren können, müssen wir da drüber. Iris steigt sicherheitshalber ab, da Wolfgang ohne Beifahrer ein besseres Gleichgewicht hat. Alleine lässt er den Roller souverän über die noch intakten Planken rollen. Geschafft!

Kurz vor El Nido verschwindet die Sonne dann tatsächlich hinter den markanten Kalkfelsen, die es hier teilweise auch an Land gibt. Im schwachen Dämmerlicht erreichen wir den Kiosk, an dem wir den Roller unversehrt seinem Besitzer zurückgeben. Er ist sichtlich erleichtert!

Sonnenuntergang

Da wir wieder ganz auf dem Damm sind, brechen wir am nächsten Morgen erneut zu einer Bootstour in den Bacuit-Archipel auf. Diesmal ist es die allseits beliebte Tour A.

Den ersten Stopp legen wir beim 7 Commandos Beach ein, welcher sich genau genommen auf dem Festland befindet, allerdings auf einer vom Land aus nicht zugänglichen Halbinsel. Der feine Sandstrand mit hochgewachsenen Palmen und urwaldbewachsenen Bergen im Hintergrund lässt grundsätzlich "Einsame-Insel"-Gefühle hochkommen. Die zahlreichen Boote und anderen Besucher rücken das Bild allerdings wieder gerade. Wir treiben uns ein wenig am Strand herum und schnorcheln im Meer. Viele Fische oder gar Korallen gibt es hier aber nicht zu sehen.

Schon besser und artenreicher ist das Schnorcheln in den Gewässern um Shimizu Island, wenngleich es lange nicht an unsere Erfahrungen in Indonesien heranreicht. Dafür ist die Insellandschaft mit ihren dunklen, schroffen Kalkfelsen und den im türkisen Meer vorgelagerten Riffen einfach unglaublich. Das ist wirklich ein paradiesisch schönes Fleckchen hier!

Auf dem Programm steht auch die sogenannte Secret Lagoon, welche auf Miniloc Island liegt. Unser Boot hält hier an einem traumhaft schönen Strandabschnitt, welcher recht geschützt zwischen steil aufragenden Felsen liegt. Auf der westlichen Seite befindet sich ein kleiner etwa kniehoch mit Wasser gefüllter Felsdurchgang durch den man die dahinter liegenden Lagune erreicht. Sie liegt wie der Secret Beach auf Tour C abgeschottet zwischen hohen Felsen, der Zugang ist aber nicht so spektakulär. Schon toll, was für Ausschnitte und Einbuchtungen im Kalk entstehen können.

Die Highlights der Tour A werden in unserem Fall zum Schluss angesteuert. Big Lagoon ist - wie der Name schon sagt - ein relativ großer Meeres-Seitenarm, dessen türkis-blaues Wasser perfekt und ruhig zwischen den schon beschriebenen, teils fremdartig aussehenden Karstformen liegt. Das Tourboot setzt uns am Lagunen-Eingang ab, wo für die Erkundung auch Kajaks verliehen werden. Wir entschließen uns aber fürs Schwimmen, was uns mit den Flossen ziemlich leichtfällt. Auch so machen wir ordentlich Meter.

Das Setting von Small Lagoon ist ähnlich, sie ist aber noch besser vom offenen Meer abgeschottet, kleiner und intimer und in vielerlei Hinsicht - Meeresfarbe, Felsformationen, ... - die übersteigerte Version von Big Lagoon. Auch hier werden wieder Kajaks angeboten, wir finden aber, dass die schwimmende Erkundung stilechter ist und genießen diese bei schon etwas tiefer stehender Sonne enorm. Wir können uns keinen besseren Abschluss unserer Tour vorstellen! Obwohl ... Ein Wermutstropfen ist, dass sich Wolfgang beim Ausschwimmen aus der Lagune - bei mittlerweile recht niedrigem Wasserstand - den Fuß an einer Koralle ordentlich aufschürft.

Da wir bei beiden Lagunen nur das Allernotwendigste (Reisepass, Kreditkarte, ...) in einem Aqua Pack bei uns hatten, gibt es hier ausnahmsweise keine selbstgemachten Fotos von uns. An dieser Stelle unseren herzlichsten Dank an die Plattform Unsplash und den User Jules Bss, der das folgende Bild zur Verfügung gestellt hat.

Big_Small_Lagoon_Unsplash_Jules Bss

An unserem letzten Tag in El Nido haben wir für den Nachmittag den Minibus zurück nach Puerto Princesa gebucht, der Vormittag bleibt uns aber noch und so beschließen wir noch ein paar Faulenz-Stunden am Las Cabañas Beach einzulegen - ein perfekter Ort, um schön langsam Lebewohl zu sagen. Wolfgangs Fuß sieht so so lala aus, ein ordentlicher Kratzer halt, aber wir denken uns mal nichts dabei.

Die Rückfahrt nach Puerto Princesa ist zwar wieder lang, verläuft aber reibungslos. Da wir am nächsten Tag nach Manila fliegen, nächtigen wir nochmal im nahe des Flughafens gelegenen Lotus Garden Suites. Die um einen Innenhof gruppierten Zimmer sind recht stilvoll, es gibt aber heute kein Warmwasser. Na toll! Im Zimmer angekommen inspizieren wir Wolfgangs Fuß und der hat sich leider gar nicht gebessert. Bei unserem Strandbesuch ist offenbar noch Sand in die Wunde gekommen und es sieht nach einer Entzündung aus. Wir beschließen, noch eine Apotheke aufzusuchen und was zur Wundreinigung und zum Verbinden zu holen. Sicherheitshalber gibt's auch noch ein Breitband-Antibiotikum aus unserer Reiseapotheke.