Kapitolsplatz

Zeugen des antiken Roms & Kapitolsplatz

20.08.2021
City-Trip

Eines der besterhaltenen Baudenkmäler der Antike stellt zweifelsohne das Kolosseum dar. Nicht umsonst gilt es als eines der Wahrzeichen Roms. Auch wir sind begeistert davon, wie relativ unverfälscht das Gebäude seit ca. 80 n. Chr. hier die Zeit überdauert. Man braucht nicht sonderlich viel Fantasie, um sich vorzustellen, welche Bedeutung der monumentale Bau zu seiner Zeit hatte. Von dem südwestlich des Kolosseums gelegenen Platz hat man einen guten Überblick und sieht eindrucksvoll die Stelle, wo der äußere Arkadengang schräg weggebrochen ist sowie den Übergang von der ehemals dreigeschoßigen Struktur auf die heute zum Teil nur mehr zweigeschoßige.

Bei unserem ersten Rom-Besuch inspizieren wir auch das Innere der Struktur. Die Audioguide-Führung ist sehr ansprechend gemacht, mit vielen bildhaften Erzählungen gespickt und in jedem Fall zu empfehlen. Man kann sie sich anhören und gleichzeitig den Blick über die Ränge schweifen lassen, das ist schon sehr toll. In jedem Fall empfiehlt es sich, sich vorab ein Online-Ticket zu besorgen, da die Besucherschlangen schon sehr früh sehr lang sind. Im Inneren des Kolosseums verlaufen sich die Massen dann eigentlich recht gut und sind nicht weiter störend.

Obwohl die bekannteste Sicht auf das antike Amphitheater jene von Westen bzw. Südwesten ist, ist auch die Nordfassade - gesehen von einer Brücke zwischen Via del Fagutale und Via Vittorino da Feltre - sehr eindrucksvoll. Von dort wirkt der Bau gar nicht wie eine Ruine, da der oberste Arkadengang auf dieser Seite noch vollständig erhalten ist.

Tipp: Blick aufs Kolosseum von Norden

Kolosseum_Nordseite

Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich den neben dem Kolosseum aufgestellten Konstantinsbogen. Der dreitorige Triumphbogen wurde zu Ehren Konstantins Sieg bei der Milvischen Brücke im Jahr 312 aufgestellt und besitzt recht eindrucksvolle Reliefs und Inschriften, die von den Heldentaten zeugen.

Konstantinsbogen

Westlich des Kolosseums beginnt die weitläufige Anlage des Forum Romanum. Auch hier kommen wir mit dem vorab gebuchten Online-Ticket rasch rein und können uns so länger den Ausgrabungen widmen. Das Forum stellte das Zentrum des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens dar. Dementsprechend "hochwertig" sind die dort errichteten Bauten und dementsprechend viel gibt es auch heute noch zu bestaunen. Wenngleich die Anlage auch nicht mehr so vollständig wie das Kolosseum ist, kann man sich anhand der Ruinenreste doch ganz gut vorstellen, wie es hier vor 2000 Jahren ausgesehen haben mag.

Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang der Aussichtspunkt in der nordwestlichen Ecke der Farnesischen Gärten. Von dem zur Anlage gehörenden, erhöhten Punkt hat man einen perfekten Ausblick auf die Ausgrabungen und Teile der Stadt dahinter. Aus dieser Perspektive kann man sich noch besser vorstellen, wie die Struktur als Ganzes gewirkt haben muss und welche enormen Ausmaße sie hatte. Wir finden überhaupt, dass dies einer der besten Aussichtspunkte der Stadt ist, auch wenn man dafür ein Ticket braucht.

Tipp: Aussichtspunkt

Im Forums-Ticket ist auch das Ausgrabungsareal auf dem Palatin inbegriffen, welches südlich der Farnesischen Gärten liegt. Der Hügel gilt als ältester bewohnter Teil der Stadt, dementsprechend früh wurden hier bereits Tempelanlagen errichtet. Die archäologischen Reste der Anlage sind vor allem aus Ziegeln gemauert und nicht aus Naturstein, deswegen aber nicht weniger beeindruckend als jene auf dem Forum. Vor allem die zum Circus maximus orientierten, an der abfallenden Flanke des Hügels stehenden Überreste der Domus Augustana sind bemerkenswert.

 

Für den Fall, dass man das Forum nur überblicksmäßig besichtigen und nicht in ein Ticket investieren möchte, bieten sich entlang der Via dei Fiori Imperiali viele schöne "Gratis-Ausblicke" auf die Anlage. Vor allem am Abend ist das hier ein recht lauschiges, stimmungsvolles Plätzchen.

Nördlich der Via dei Fiori Imperiali liegen die Kaiserforen, worunter man sich eine Art antikes Shopping-Center vorstellen kann. Sie stellen eine Erweiterung des Forum Romanum dar und wurden bereits unter Julius Cäsar begonnen. Das historisch letzte - und zugleich auch pompöseste - ist das Trajansforum, welches um 100 n. Chr. erbaut wurde. Zu Ehren Trajans wurde dort die wirklich beeindruckende Trajanssäule aufgestellt. Die sich spiralförmig um die Säule windenden Reliefs sind überaus kunstvoll sowie detailgetreu und zeigen Szenen aus dem Krieg gegen die Daker. Die Säule gilt als eines der besterhaltenen Monumente der Antike.

Die Anlagen des Forums und der Kaiserforen sind sehr angenehm zu besichtigen, da das heutige Straßenniveau einige Meter über dem antiken liegt. Die Reste der Monumente können also von einer erhöhten Perspektive betrachtet werden, was einem automatisch das Gefühlt gibt, in einem Freilichtmuseum zu sein - eine gute Beschreibung für die Stadt Rom im Allgemeinen.

Kaiserforen

Der von Michelangelo entworfene und im 16. und 17. Jahrhundert erschaffene Kapitolsplatz gilt als eine von Roms zentralen Sehenswürdigkeiten. Eine flach gehaltene Freitreppe (Cordonata) führt den Besucher dorthin und tatsächlich ist der Platz mit dem Reiterstandbild Mark Aurels in der Mitte wahrhaft perfekt proportioniert. Die ins Auge fallende, unverwechselbare Pflasterung wurde allerdings erst 1940 hinzugefügt.

In der Nordostecke des Platzes befindet sich die berühmte Kapitolinische Wölfin, die der Legende nach Romulus und Remus gesäugt hat. Nun, ohne lästern zu wollen, kann sich die Skulptur unseres Erachtens nach mit der Kleinen Meerjungfrau und dem Manneken Pis einreihen in die Parade der most overrated und in Wahrheit erbärmlich, unscheinbaren Städte-Wahrzeichen.

Kapitolsplatz

Entschädigt werden wir auf der anderen Seite des Senatspalast, von wo sich uns ein sagenhafter Blick über das Forum Romanum und das Kolosseum dahinter bietet. An dieser Stadtansicht gibt es wirklich überhaupt nichts auszusetzen und wir möchten hier das Prädikat "Postenkartenmotiv" vergeben.

Tipp: Postkartenmotiv

Kapitolsplatz

Das direkt an der Piazza Venezia gelegene, um 1900 erbaute Monumento a Vittorio Emanuele II ist - wie auch die Engelsburg - nicht aus dem Stadtbild Roms wegzudenken. Ob das so gut ist, sei einmal dahingestellt. Nicht umsonst wurde das Gebäude im Laufe der Zeit mit nicht immer ganz nett gemeinten Spitznamen bedacht: Hochzeitstorte, Schreibmaschine und - von uns favorisiert - Gebiss sind nur ein paar davon.

Unweit des Kapitols liegt das Teatro Marcello. Da direkt davor jede Menge Busse abfahren, kommen wir hier automatisch öfter vorbei. Der in der Antike als Theater verwendete Bau gilt als Vorbild für das Kolosseum, was auch sofort ins Auge fällt. Im Mittelalter begann man dann, die Struktur teilweise zu überbauen und als Wohnhaus zu nutzen. Dieser Zustand ist bis heute erhalten geblieben, was den uneinheitlichen Charakter des Erscheinungsbilds erklärt. Gegenüber sind noch Reste des Tempels des Apollo Sosianus erhalten. Das westlich anschließenden, jüdische Stadtviertel bietet unzählige Essensmöglichkeiten und ist ebenfalls einen Besuch wert.