Timmelsjoch_Talfahrt

Vom Bregenzerwald zum Timmelsjoch

15.03.2022
Roadtrip
Roadtrip durch den Bregenzerwald und über den Arlberg und das Timmelsjoch bis nach Südtirol

Nachdem wir über die Silvretta-Hochalpenstraße ins “Ländle” eingereist sind, gondeln wir langsam durch das Montafon und über Bludenz, Raggal und Sonntag nach Fontanella, wo wir mit tollem Ausblick auf den Bregenzerwald eine ausgedehnte Kaffee- und Snackpause machen.

Fontanella
Fontanella

In Fontanella beginnen wir auch bzgl. unserer nächsten Übernachtung zu recherchieren. Eigentlich wollen wir ja noch bis Lech fahren, aber das Internet und ein paar Telefonate belehren uns, dass im gesamten Gemeindegebiet von Lech das Campen verboten ist. Die einheimische Bevölkerung versteht da offenbar auch überhaupt keinen Spaß. Die letzte legale Camping-Möglichkeit gibt es auf Nachfrage in Au im Bregenzerwald, was so zu unserem nächsten Ziel wird. Hinter Damüls wird die Strecke auch nochmal außerordentlich schön und van-tauglich, gleich dahinter liegt Au.

Wir bekommen einen freien Stellplatz im hinteren Teil des Campingplatzes und zum Abschluss des Tages werden wir noch Zeugen eines Naturschauspiels. Über uns geht nämlich das heftigste Gewitter nieder, an das wir uns so in letzter Zeit erinnern können. Unglaublich, was da in kürzester Zeit an Wassermassen runterkommt und dezent unser Dachzelt durchnässt. Bevor wir final schlafen gehen, lässt es aber nach, so dass wir doch ohne größeren Stress in Schlaf verfallen.

Au

Von Au geht es am nächsten Morgen auf der B200 weiter Richtung Warth. Wir sind beide - und Yven natürlich auch nicht - noch nie auf dieser Strecke gefahren. Sie gefällt uns gut, da sie ziemlich abgelegen ist und sich teils spektakulär durch die Landschaft windet.

In Warth biegen wir auf die B198 Richtung Lech ab. Die Straße ist wirklich nicht gut ausgebaut und wir können nun gut nachvollziehen, warum sie im Winter öfters durch Lawinen verschüttet ist und der Skiort von der Außenwelt abgeschnitten.In Warth biegen wir auf die B198 Richtung Lech ab. Die Straße ist wirklich nicht gut ausgebaut und wir können nun gut nachvollziehen, warum sie im Winter öfters durch Lawinen verschüttet ist und der Skiort von der Außenwelt abgeschnitten.

B200

Kurz bevor wir Lech erreichen machen wir einen Abstecher in das am Hang liegende Oberlech, von wo wir einen guten Blick auf das Tal und das eigentliche Lech bekommen.

Oberlech

Beim Durchfahren merkt man gleich, dass Lech in puncto Wintertourismus ein ganz anderes Konzept verfolgt als Ischgl. Hier zählt ganz offenkundig nicht Masse sondern Exklusivität. Auf das Ortsbild wirkt sich das ungemein positiv aus, es hat einen gewissen Charme und auch im Sommer ist hier ein bisschen was los. Es sind einige Sommerfrischler und Wanderer unterwegs. Über Zürs geht es weiter und mit dem Überfahren des Arlbergpasses sind wir auch schon wieder zurück in Tirol.

Wir wollen heute noch einen weiteren Pass überfahren und so treten wir etwas auf die Tube. Wir legen ein Stück auf der Inntalautobahn zurück und biegen dann ins Ötztal ab. Hier schlägt uns leider wieder eine gegensätzliche Stimmung entgegen, Sölden ist wie Ischgl ein typischer Skiort aus der Retorte und auch in Obergurgl - dem höchsten Kirchdorf Österreichs - ist es entgegen unseren Erwartungen nicht besser. Vor allem Letzteres haben wir uns ganz anders vorgestellt.

Jetzt am Nachmittag hat es etwas zugezogen, so dass wir keinen ungetrübten Blick auf die Wildspitze - den wie viele nicht wissen zweithöchsten Berg Österreichs - bekommen. Während der Blick talauswärts noch ziemlich ungetrübt ist, hängen die Wolken am Talschluss zwischen den Gipfeln und verdecken die Gletscher teilweise. Über die grünen Abhänge tanzen noch vereinzelt Sonnenflecken und bringen sie richtig zum Leuchten.

Nach der Mautstelle für das Timmelsjoch steigt die Straße noch etwas an, die Landschaft wird karger und einsamer, was recht schön ist und ein guter Ausgleich zu den Skiorten, die wir heute durchfahren haben.

Die Passhöhe - das Timmelsjoch - liegt exakt auf der Staatsgrenze nach Italien, für uns geht es also schon wieder nach Südtirol. Just als wir an diesem höchsten Punkt ankommen, zieht es aber vollständig zu, so dass wir grad noch ein paar Meter weit sehen. Wir machen uns in unserem Van einen Kaffee und werden dabei fast vollständig von der grau wabernden Wolkenmasse eingehüllt.

Timmelsjoch_Passhöhe
Timmelsjoch_Passhöhe

Nachdem wir auf der Südtiroler Seite ein Stück talwärts gefahren sind, kommen wir bald wieder aus der Wolkendecke raus. Jetzt sehen wir, dass sich diese Seite des Bergs unerwartet aber wohltuend von der österreichischen unterscheidet. Es gibt hier keine Skiorte, die Straße ist längst nicht so gut ausgebaut, die Hänge steiler, die Landschaft wilder.

Die Wolken hängen an den Abhängen und teils in die Täler hinein, was eine einzigartige Stimmung erzeugt. An der Strecke gibt es auch eine Kunstinstallation, das “Telescope”. Die begehbare Struktur fokussiert den Blick und leitet ihn auf 2 markante Berggipfel, die heute leider im Verborgenen bleiben.

Nach ein paar spektakulären Serpentinen bietet sich dann von der Straße aus ein wunderbarer Blick Richtung Seeberalm. Ein paar Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolkendecke und beleuchten Teile der Landschaft. Das Ganze sieht aus wie in einem Biedermeier-Gemälde.

Wir genießen die Fahrt auf der Südtiroler Seite sehr und gelangen schließlich ins Passeiertal, durch das wir weiter Richtung Süden fahren.

Passeiertal

Nach einem ausgiebigen Einkauf in Meran geht es für uns noch weiter bis zum dem kleinen, aber wirklich idyllisch zwischen Obstbäumen gelegenen Campingplatz Vilpian zwischen Bozen und Meran. Eigentlich wollten wir die nächsten Tage der Erkundung der Dolomiten widmen, da der Wetterbericht aber im Gegensatz zu den vergangenen Tagen nicht mitspielen will, beschließen wir, stattdessen einen Sprung nach Süden - ins “richtige” Italien zu machen.

Die nächsten 4 Tage treiben wir uns in Verona, Vicenza, Padua und Venedig herum, bevor wir wieder nordwärts Richtung Heimat fahren.