Faro Tourinan

Die atemberaubende Westküste Galiciens

19.05.2022
Roadtrip

Über teils wirklich sehr enge Straßen geht es vom Kap Finisterre für uns weiter zum Cabo da Nave. Auf dem Weg dorthin kommen wir an vielen kleinen Dörfchen und "Bauernhöfen" vorbei. Die meisten von ihnen haben noch traditionelle Hórreos, das sind aufgeständerte - meist steinerne - Speicherbauten für Feldfrüchte oder Getreide.

Am Kap selbst verbringen wir einen Großteil unserer Zeit leider damit, mit unseren Van am Ende der Straße zu reversieren. Der Wendehammer ist leider viel zu klein dimensioniert und hat auch noch ein Schlagloch an einer blöden Stelle. Es dauert eine Ewigkeit bis wir da wieder raus sind.

Als nächstes fahren wir zum Praia do Rostro. Schon auf dem Weg dorthin sehen wir von einer Anhöhe den unendlich langen, sehr breiten, blassgelben Küstenstreifen, an dessen nördlichem Ende wir schließlich unseren Van abstellen.

Praia do Rostro

Außer unserem ist kein anderes Fahrzeug dort. Obwohl der Parkplatz ein Stück im Hinterland liegt, machen die sich brechenden Wellen auch dort noch einen Heidenlärm. Als wir dann näher zum Wasser gehen sehen wir, dass die hereinkommenden Wellen gigantische Ausmaße haben. Da donnern unglaubliche Wassermassen herein und es wäre definitiv lebensgefährlich, hier rein zu gehen. Auch ist das glauben wir nur für ganz geübte Sufer was, wir sehen nämlich keinen einzigen. Überhaupt ist es hier ziemlich menschenleer, was die Naturgewalten nur umso mehr zur Geltung kommen lässt. Beim Blick gegen die Sonne sieht man auch, wieviel Gischt sich in der Luft über dem Strand befindet. Wir sind von dem Ort als Ganzes tief beeindruckt und möchten ihn daher als Top-Spot bezeichnen.

Top-Spot

Ein Stück weiter im Norden befindet sich der Praia de Lires, ein weiterer Traum-Strand eingebettet in eine sanft-grüne Hügellandschaft, fast wie in Irland. Auch hier ist aufgrund des Wellengangs an Schwimmen nicht zu denken, dafür gibt es aber einige Sufer. Ein paar davon sind mit einem Van mit Weizer Kennzeichen hierher gefahren. Wir machen hier noch einen spätnachmittäglichen Spaziergang. Auch dieser Strand liegt an einer Flussmündung, die wir durchschreiten müssen, was mit Yven und im knietiefen Wasser gar nicht so leicht ist und für ihn ein ziemliches Abenteuer.

Am heutigen Tag wollen wir es mal wieder mit dem Wild-Campen versuchen. Da Iris sich unbedingt eine Übernachtung auf einer Klippe wünscht, steuern wir zum von park4night empfohlenen Faro Touriñan.

Im Gegensatz zu Fisterra ist dies nun wirklich ein westlichster Punkt, nämlich der des spanischen Festlands. Als wir ankommen sind noch einige andere Fahrzeuge da und wir wissen nicht so recht, wie wir uns hinstellen sollen. Bald aber fährt schon ein Auto von einer guten Position weg, die wir uns gleich schnappen. Da heute ein fast wolkenloser Tag ist, wird es ein wunderschöner Sonnenuntergang, bei dem der Himmel in allen Farben von blau, über violett bis pink, orange und gelb strahlt. Nachdem die Sonne am Horizont verschwunden ist, machen sich auch die Kap-Besucher auf den Weg und zurück bleiben nur wir, ein anderer VW-Bus und der über die nächtliche Landschaft schweifende Lichtkegel des Leuchtturms. Die Stimmung ist außergewöhnlich und wir sind riesig froh, dass die Klippenübernachtung so ein Highlight ist.

Faro Tourinan
Faro Tourinan

Nach der tollen Übernachtung in Schatten des Leuchtturms geht es weiter nordwärts Richtung Muxía.

Fahrt nach Muxia

Auf einem ins Meer vorragenden Punkt, dem Punta da Barca, befindet sich das Heiligtum Santuario da Virxe da Barca. Die Kirche liegt auf einem Meeresfelsen, wo der Legende nach die Jungfrau Maria dem Apostel Jakobus auf einem Boot erschienen sein soll. Dem entsprechend ist das Innere nicht nur mit den üblichen christlichen Symbolen ausgestattet, sondern auch mit einer Reihe von Schiffsmodellen. Auf der zum Meer zugewandten Seite stellen Gläubige immer noch Kerzen auf, die an die Legende erinnern.

Im Anschluss an den windigen Spaziergang, den wir dort unternehmen, genehmigen wir uns in einem Café in Muxia ein zweites Frühstück. In der Sonne sitzend hält man es hier gut aus.

Fahrt nach Muxia

Der Faro de Cabo Vilán ist als einer von den wenigen bisher gesehenen gänzlich mit Naturstein verkleidet und außerdem riesengroß. Uns gefällt außerdem die Heidelandschaft mit der das Kap hier bewachsen ist. Bei genauerer "Befühlung" stellt sich heraus, dass ein Großteil der bodennahen Gewächse richtig fiese Stacheln hat. Im Vorbeigehen kann man sich hier böse die Unterschenkel aufschürfen und keinesfalls möchte man da reinfallen!

Für seinen Mittagsschlaf hat sich Yven heute eine besonders schöne Location ausgesucht. Er schläft recht gut auf dem Parkplatz des Praia de Soesto. Der Strand ist dem Praia do Rostro nicht unähnlich - menschenleer, feinster Sand, riesige Wellen und Gräserbewuchs auf den Dünen im Hinterland. Anders als dieser ist er aber viel kleiner und liegt etwas geschützt in einer im Halbkreis geformten Bucht. Es ist so wunderschön hier, dass wir auch diesen Ort als Top-Spot auszeichnen müssen.

Top-Spot

Der Faro de Laxe ist im Gegensatz dazu nicht so besonders, so dass wir den Stopp nur dazu nutzen, unseren Müllsack in einer der dort aufgestellten Tonnen zu entsorgen.

Faro de Laxe

Eine kurze Online-Recherche ergibt, dass es nicht weit von hier eine Kuriosität gibt, die wir - glaubt man den Bewertungen - unbedingt gesehen haben sollten. Der Praia dos Cristais liegt unterhalb eines kleinen Friedhofs und wird als mit funkelnden Kristallen übersät beschrieben. Nun, was uns das erste Schmunzeln entlockt hat, sind die Ausmaße des Strands. Ohne Übertreibung geht es hier um eine Fläche von geschätzt 20m², die zur Hälfte von Algen bedeckt ist und ja, die andere Hälfte funkelt schon ganz schön, vor allem in Weiß- und Grüntönen, was einem schon zu denken geben könnte. Iris vermutet es dann schon und wird von einer dort aufgestellten Infotafel bestätigt: Bei den "Kristallen" handelt es sich um Weiß- und Buntglasreste, die - und das ist wohl das Kurioseste - durch eine Meeresströmung von einer nahe gelegenen Deponie genau hier angeschwemmt werden. Eine Müllhalde also. Wir fühlen uns an die Bubblegum Alley in San Luis Obispo erinnert und fangen vielleicht an, "Trash-Sehenswürdigkeiten" zu sammeln.

Am Playa de Laxe starten wir den wahrscheinlich letzten Badeversuch dieser Reise. Die Bucht ist so geschützt, dass es praktisch keine Brandung gibt, was ja schon mal gut ist. Die Wassertemperatur ist aber auch hier indiskutabel zu frostig, so dass wieder nur Yven sein Freude an der Plantscherei hat. Wolfgang und Iris saugen inzwischen zumindest noch einige Sonnenstrahlen auf.

Da wir die vorangegangene Nacht bereits "wild" gecampt haben, wollen wir heute noch mal einen Campingplatz aufsuchen. Da uns unsere weitere Route ab nun durchs Landesinnere führen wird, haben wir uns dafür aus strategischen Gründen die Gegend, wo der Río Mandeo ins Meer mündet, ausgesucht. Dort gibt es laut Karte einige Campingplätze. Wir steuern einen davon an und werden am geschlossenen Tor vom Betreiber des Platzes darüber aufgeklärt, dass viele Campingplätze am 15. September schließen und heute sei der 16. September. Das beträfe auch die anderen umliegenden Campingplätze und der nächste Geöffnete sei eine halbe Stunde Fahrt entfernt. Da es aber schon einigermaßen spät ist, entschließen wir uns schweren Herzens noch eine Wild-Camping-Nacht anzuhängen. Wolfgang findet dafür auch eine gar nicht so üble, nur 5 Minuten entfernte Stelle direkt an der Mündung des Río Mandeo. Vom Praia do Pedrido haben wir Aussicht auf 2 Brücken, was vor allem Yven gefällt.