A Coruña, Santiago de Compostela & Fisterra
Da wir über A Coruña nicht unbedingt gehört haben, dass es eine absolute Traumstadt ist, entscheiden wir uns hier mal für das Spar-Programm. Wir beschließen, nur zum Torre de Hércules zu fahren. Dieser ist bequem per Auto erreichbar und es ist immerhin die Hauptsehenswürdigkeit A Coruñas. Der römische Leuchtturm erfüllte bereits um das Jahr 100 seinen Dienst und ist somit der älteste sich noch in Betrieb befindliche Leuchtturm der Welt. Das ist doch was! Am Fuße des Leuchtturms sitzt ein Musikant, der - wie wir erst denken - auf einem Dudelsack spielt. Auch die Musik hört sich so an. Wir recherchieren dann aber eine wenig und es stellt sich heraus, dass eine Gaità - die galizische Variante des Dudelsacks ist. Wir wussten nicht, dass es die hier auch gibt. Es gefällt uns aber sehr gut und zur Landschaft passt es auch.
Durch das Landesinnere fahren wir im Anschluss nach Santiago de Compostela. Unseren Van stellen wir im Parkhaus Juan XXIII ab, was gar nicht so einfach ist. Die Parkplätze sind ziemlich eng und es dauert ordentlich lang, bis Wolfgang sich in einen hineinmanövriert hat. Dann geht's aber los. Santiago de Compostela ist die Hauptstadt Galiciens und vor allem bekannt als Endpunkt und Ziel des Jakobswegs. Dementsprechend sind hier trotz der sicher durch Corona dezimierten Zahl jede Menge Pilger anzutreffen. Vor allem auf dem großen Platz vor der Kathedrale sieht man sie in vielen Variationen betreffend Ausrüstung, Statur und Gefühlszustand. Es ist schon sehr amüsant zu beobachten, das Ganze vor der überaus beeindruckenden Westfassade der Kathedrale
Die Schauseite ist reich und detailverliebt ausgestaltet, das Gesamtbild sehr stimmig und unverwechselbar. Betreten wird der Bau allerdings nicht von dieser Seite sondern von Süden her. Kurz vor Schließung werfen wir natürlich auch noch einen Blick hinein. Im Gegensatz zu ihrem äußeren Erscheinungsbild ist die Kathedrale von innen aber nicht so besonders. Der Hauptaltar ist zwar ziemlich protzig und mächtig überladen, fügt sich aber nicht gut mit der sonst recht zurückgenommenen Struktur zusammen.
Abgesehen davon sind wir aber von der Atmosphäre in Santiago de Compostela positiv überrascht. Wir haben uns vorgestellt, hier wieder diesen typischen Wallfahrtsort-Charme vorzufinden wie beispielsweise in Fatima oder auch im Vatikan. Das überdimensionierte Parkhaus hat sowas ja bereits angekündigt. Geschmacklose Souvenirläden und Devotionalienhändler sucht man aber hier vergebens. Santiago de Compostela ist eigentlich ziemlich nett, die Bebauung einheitlich und stimmig restauriert.
Es ist sehr angenehm durch die - wahrscheinlich pandemiebedingt - nicht zu vollen Gassen zu schlendern. Die Altstadt ist zudem ziemlich groß und es gibt hier neben der Kathedrale noch jede Menge (anderer Kirchen) zu bestaunen. Außerdem ist das Angebot an ansprechenden Lokalen enorm, was wir für ein spätes Mittagessen nutzen. Croquetas, Muscheln, Patatas bravas, Wein und Bier schmecken auf jeden Fall hervorragend. Unterwegs kaufen wir uns dann noch ein Eis im Becher, auch dieses ist sehr gut und rundet diesen netten, kurzen City-Trip ab.
Zum Übernachten fahren wir dann noch ein Stück weiter nach Westen, wieder ans Meer hinaus. Der Campingplatz den wir erst ansteuern, hat bereits geschlossen und so weichen wir auf den nächst besten aus. Der Camping A Vouga ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, liegt aber dafür direkt am Strand, wo wir am Abend noch die letzten Sonnenstrahlen auf dem Praia A Vouga genießen.
Die kommenden Tage ist außerordentlich gutes Wetter angesagt, was sich gut trifft, da wir die Zeit zum genauen Erforschen der Galicischen Westküste nutzen wollen. Von Louro aus geht es also die Küstenstraße entlang nordwärts. Wir kommen durch viele kleine Dörfer durch. Die Landschaft ist vielleicht nicht ganz so unberührt wie im Norden, das Ganze hat aber durchaus auch seinen Reiz und der Atlantik besitzt in diesem Abschnitt eine ganz besondere, tiefblaue Farbe.
Ziemlich früh am Tag legen wir den ersten Kaffeestopp beim Aussichtspunkt Merendeiro de Gures ein. Dafür zweigen wir von der Hauptstraße ab und folgen ein paar hundert Meter einer engen Stichstraße.
Von dort ist es außerdem nicht mehr weit bis Fisterra, jenem Punkt der früher mal für das westliche Ende der Welt gehalten wurde, von wo offenkundig auch der Name herrührt.
Für viele Pilger ist Fisterra das eigentliche Ende des Jakobswegs und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man sie auch hier "am Ende der Welt" vorfindet, Souvenirshop mit Muschelverkauf inklusive. Nüchtern betrachtet ist das Kap mit dem obligaten Leuchtturm nicht außergewöhnlicher als andere Punkte an der Küste. Ein Besuch gehört aber natürlich dazu, wenn man schon mal in der Gegend ist.
