Besuch der Städte Astorga und León
Nach einer weiteren recht kühlen Nacht, die wir aber aufgrund unserer guten Bettdecke wohlig warm verbracht haben, geht es von Ponferrada weiter nach Astorga. Auf dem Weg dorthing überqueren wir auf der A-6 eine Passhöhe mit 1200m Seehöhe. Da die gesamte Landmasse hier plateuartig ausgebildet ist, fällt diese enorme Höhe gar nicht auf. Nur die trotz strahlendem Sonnenschein recht frostigen Temperaturen überzeugen uns dann doch.
In Astorga stellen wir unseren Van auf einem Gratis-Parkplatz vor der imposanten Stadtmauer ab. Von dort sind es nur mehr ein paar Schritte ins historische Zentrum. Wir besichtigen die Kathedrale von außen, ebenso den daneben stehenden Bischofspalast, der - wie sich rausstellt - ein frühes Werk von Gaudí ist und nur eines von 3 seiner Bauwerke außerhalb Kataloniens.
Die übrige Altstadt Astorgas ist - verglichen mit anderen spanischen Städten - nicht das ultimative Highlight. Wir schlendern trotzdem ein wenig rum, setzen uns zu einem zweiten Frühstück auf eine Sonnenterrasse und bemerken, dass hier in vielen Geschäften ein ganz besonderes Produkt verkauft wird: Schokolade! Uns geht dabei irgendwie ein Licht auf, aber Iris' Mama behauptet bis heute felsenfest, dass Oviedo die Schokolade-Stadt sei und nicht Astorga. In einer Konditorei kaufen wir uns noch was Süßes – aber keine Schokolade - zum Mitnehmen und dann geht es für uns auch schon weiter ostwärts.
Bis León ist es nur ca. eine Dreiviertelstunde Fahrt, der Straßenabschnitt dorthin ist allerdings an Eintönigkeit kaum zu überbieten. Schnurgerade verläuft hier die Straße durch eine relativ monotone Landschaft. Trotzdem sehen wir vor allem auf diesem Teil sehr viele Pilger sich dahinschleppen. Die Armen!
In León parken wir, da Samstag ist, wieder gratis auf einem Parkplatz gleich hinter der Kathedrale. Da der Nachmittag schon angebrochen ist und unsere kulinarischen Erlebnisse bis jetzt noch zu kurz gekommen sind, beschließen wir erst mal alles Sehenswerte links liegen zu lassen, und dafür zu Mittag zu essen.
Irgendwie stellt sich dieses Unterfangen aber als nicht ganz so leicht heraus. Das erste Lokal, das wir auf Empfehlung anpeilen, ist geschlossen, viele weitere bis auf den letzten Platz gefüllt. In einem Lokal lassen wir uns dann nieder und bestellen uns ein Bier. Die Speisekarte sagt uns aber doch nicht so zu, so dass wir nach dem Aperitif wieder gehen. Dann finden wir doch noch ein nettes Lokal mit einem freien Tisch auf der Gasse, wo wir Tapas bestellen. Dort ist auch sehr viel los, was dazu führt, dass wir wirklich lange auf einen Teil unserer Tapas warten müssen. In der Zwischenzeit trinken wir einige Biere, was sein Wirkung ob unserer leeren Mägen nicht verfehlt. Als unsere letzte Tapas-Portion uns erreicht, sind wir schon etwas betüddelt. Das Huhn, das wir bestellt haben, ist leider auch nicht so besonders. Wir trinken noch ein Bier.
Ziemlich angeheitert starten wir dann im Anschluss unsere Stadtbesichtigung. Wir schlendern durch die Straßen und kommen dabei an einigen sehr netten Plätzen vorbei - Plaza Don Gutiérrez, Plaza del Grano, Plaza Mayor.
Wie so oft in Spanien (oder auch Italien) macht es sehr großen Spaß, in der Stadt als Fußgänger unterwegs zu sein. Viele Gassen sind für den motorisierten Verkehr gesperrt oder zu klein, das städtische Gefüge immer schön abwechslungsreich und kurzweilig. Enge Gassen wechseln sich mit städtischen Plätzen ab, es ist faszinierend wie wunderbar sich hier städtebaulich - obwohl mehr oder weniger natürlich gewachsen – alles ineinander fügt.
Ebenfalls typisch für Spanien ist die Masse an Lokalen, die es in der Altstadt gibt sowie die Menschenmenge, die diese frequentiert. Es ist allerhand los in León, überall auf den Straßen wird gegessen, getrunken und lebhaft gestikuliert. Das kennen wir von zu Hause natürlich nicht so.
Das Sightsseing-Highlight Leóns haben wir uns für den späten Nachmittag aufgehoben. Wir statten der Kathedrale einen Besuch ab. Bereits von außen ist das Bauwerk wahrlich herausragend. Wie schon in Burgos verzaubert uns der Zuckerbäckerstil, er lässt das gigantische Volumen federleicht und filigran aussehen. Das ist toll!
Es stellt sich heraus, dass wir uns für den Besuch des Innenraums keinen besseren Zeitpunkt hätten aussuchen können. Die schon tiefer stehende Sonne fällt wunderschön durch die unzähligen Glasfenster ins Innere der Bischofskirche. Viele der 125 teilweise riesigen Fenster sind noch die Originale aus dem Mittelalter. Unvorstellbar, wie diese Kunstwerke bis zum heutigen Tag überlebt haben und dabei überhaupt nichts von ihrer Wirkung und Farbenpracht eingebüßt haben. Der Innenraum ist im großen und ganzen nur dezent beleuchtet, die düstere Stimmung bringt aber die Spitzbogenfenster und Rosetten noch besser zur Geltung. Wir setzen uns auf eine der Bänke und genießen lange die wirklich außergewöhnliche, andächtige Stimmung.
Da es in León keinen zu dieser Jahreszeit noch geöffneten Campingplatz gibt, beschließen wir einem park4night-Tipp zu folgen und fahren zu einem nicht weit von der Innenstadt gelegenen Stellplatz am Ufer des Río Bernesga. Unerwarteterweise ist dieser aber schon gerammelt voll, so dass wir auf den gleich gegenüber gelegenen, riesigen Parkplatz vor einem Gebäude der Kommunalverwaltung ausweichen. Nach und nach kommen noch ein paar andere Vanlifer dazu. Wir verbringen eine ruhige, aber wieder ziemlich kalte Nacht hier.
