Wandertag 2

Entlang der zweiten Etappe des GR 131

02.08.2021
Wandern

Kaum zu glauben, aber als wir unsere Nasen frühmorgens aus dem Apartment stecken, stellen wir fest, dass es doch tatsächlich regnet. Bei insgesamt lediglich rund 110 Millimeter Niederschlag pro Jahr (Quelle: www.reise-klima.de) ist das schon was Besonderes. Da die heutige Etappe aber ohnehin ziemlich kurz ist, beschließen wir erst mal ausgiebig zu frühstücken. Wir gehen wieder in die Bar Cafeteria El Rincón de Quino, in der wir gestern schon Kaffee getrunken haben. Die haben hier ein tolles Frühstücksangebot und wir bestellen reichlich von der Karte. Das Café scheint DER Treffpunkt in Haría zu sein. Die gesamte Dorfgemeinschaft (inkl. Streifenpolizisten) versammelt sich hier zum Tratschen und Diskutieren, so bekommen wir einen wunderbaren Einblick ins "local life".

Nach einiger Zeit stellen wir fest, dass es aufgehört hat zu regnen, los geht es also mit der heutigen Tagesetappe. Ein paar Meter von der Bar laufen wir dem örtlichen Barbier in die Arme, der uns in sein Geschäftslokal führt. An den Wänden sind zahlreiche Fotos, die ihn in jungen Jahren als Ringer zeigen. Wie wir später nachlesen handelt es sich bei dem in Haría geborenen, stummen Ladislao Rodríguez Bonilla um ein richtiges Original. Er gilt als begeisterter Fußballer und Ringer, der lokale Fußballplatz wurde nach ihm benannt und er ist Träger der "Medalla de Oro", der wichtigsten Auszeichnung der Kanarischen Inseln für seine Verdienste im Sport. (Quelle: www.lanzarote37.net)

Jetzt geht's aber wirklich los. Wir verlassen den Ort im Südwesten und machen uns auf durch das "Tal der 1000 Palmen", hinauf zum "Mirador Los Valles".

Der Abschnitt gilt als einer der schönsten auf dem GR 131, wir können es kaum erwarten und werden auch nicht enttäuscht. Die Ausblicke in das Tal und zurück Richtung Haría sind wunderschön. Teilweise hängen noch ein paar Wolken zwischen den Hängen, was eine eigenwillige Stimmung erzeugt. Der schmale Steig, auf dem wir gehen steigt an und quert öfter die Serpentinenstraße.

Je höher wir steigen, desto näher kommen allerdings die sich hartnäckig haltenden Wolken und ein Stück unterhalb des Aussichtspunkts tauchen wir dann auch in die Wolkendecke ein.

Der Nebel ist so dicht, dass wir unmöglich sagen können, an welcher Stelle wir uns befinden und so laufen wir auch am Mirador Los Valles vorbei ohne ihn überhaupt zu bemerken. Das gleiche passiert uns mit dem "Peñas del Cache" (672m), dem höchsten Berg auf Lanzarote, wir lassen ihn sprichwörtlich rechts liegen.

 

Wandertag 2

Nachdem wir quasi blindlings eine Zeit lang so dahingewandert sind, bleiben wir an einem Punkt stehen, wo wir meinen, dass es hier eigentlich auch einen Aussichtspunkt geben müsste, außerdem ist uns nach einer Pause. Während wir noch überlegen, was wir tun sollen, sehen wir plötzlich ein klar umrissenes Loch in der Wolkendecke, das den Blick auf die Küste freigibt, und gleich darauf noch eins. Wir trauen unseren Augen kaum, aber binnen Minuten verzieht sich die ganze, dichte Nebelsuppe und es eröffnet sich uns ein Wahnsinnsblick auf die Westküste Lanzarotes.

Wir befinden uns tatsächlich genau am "Mirador de Ermita de las Nievas", welcher spektakulär auf einer steil nach Westen abfallenden Klippe liegt. Der vom Meer kommende Wind treibt die Wolkenreste an den Steilhängen hinauf. Was für ein Anblick! Ohne Frage setzen wir uns genau hier zu einer Pause hin und verspeisen direkt am Abhang unsere Käsebrote.

Der weitere Weg verläuft nun leicht fallend und mit hervorragender Aussicht auf die lanzarotenische Landschaft. Der Blick reicht von der Ost- bis zur Westküste. Kurz vor Teguise durchqueren wir eine Art Becken, wo es praktisch windstill ist. Hier merken wir dann erst, dass es eigentlich schon ziemlich warm ist.

Angekommen in Teguise suchen wir gleich unserer Unterkunft für die kommende Nacht, das "B&B Mimosa". Die Zimmer und der Frühstücks- bzw. Gemeinschaftsraum sind um einen Patio gruppiert, die verwendeten Baumaterialien - weißgekalkte Wände, Lavagestein und dunkles Holz - typisch für Lanzarote. Wir sind die einzigen Gäste und obwohl wir das kleinste, günstigste Zimmer gebucht haben, stehen auch alle anderen offen und wir machen eine ausgiebige Roomtour. Wir sind hingerissen von der Stilsicherheit und den liebevollen Details wirklich aller Zimmer. Kurzum, so eine schöne Unterkunft hatten wir selten, eine 100%-ige Empfehlung.

Tipp: B&B Mimosa

 

Wandertag 2

Wir rasten ein bisschen auf den Sonnenliegen vor unserem Zimmer und schlendern dann ins Zentrum von Teguise. Auch hier dominieren weiße Häuser und dunkles Lavapflaster, es ist eine wirklich adrette und beschauliche kleine Stadt. Wir setzen uns vor die "Bodeguita del Medio" und bestellen eine Runde Tapas. Sie sind vorzüglich und bei einer angenehmen Brise in der Sonne sitzend holen wir uns gleich einen leichten Sonnenbrand im Gesicht.

Vom Ortsrand Teguises hat man einen guten Blick auf den Montaña Guanapay. Wir machen erst mal nur ein Foto, nehmen uns aber vor zum Ende unserer Reise noch einmal hierher zu kommen.

 

Wandertag 2

Da die Tapas unseren Wanderhunger noch nicht ganz gestillt haben, gehen wir noch in die Pizzeria "El Sabio". Wir bestellen uns eine Gemüsepizza, aber es gibt auch ein Special, das sich bei einigen Jugendlichen größter Beliebtheit erfreut - eine Pizza in Form eines Vulkans mit roter Tomatenlava.