Ajuy

Das gebirgige Herz Fuerteventuras

20.04.2023
Roadtrip

Eine Alternative, um zum Mirador astronómico de Sicasumbre zu gelangen, führt über die Straße FV-618. Sie schlängelt sich zwischen dem Montaña Cardón und dem Montaña Hendida erst durch ein landwirtschaftlich genutztes Tal und dann über ein paar Serpentinen bergauf. Ab dem Mirador astronómico de Sicasumbre folgen wir der FV-605 bis Pájara und dann der FV-30, die landschaftlich ebenfalls sehr reizvoll durch die rot getönte Gebirgslandschaft führt. In diesem Abschnitt folgt Aussichtspunkt auf Aussichtspunkt. Vor allem der Mirador del Risco de Las Peñas und der Mirador Las Peñitas bieten wunderschöne Ausblicke, die teilweise bis zum Meer reichen. 

Schließlich kommen wir nach Betancuria, der früheren Hauptstadt Fuerteventuras, die heute als der historisch bedeutsamste Ort der Insel gilt. Sie wurde 1404 von normannischen Siedlern gegründet. Strategisch günstig und geschützt liegt sie in den Bergen, trotzdem wurde sie mehrfach von Piraten überfallen und in Teilen beschädigt. Dem Engagement der Bewohne ist es zu verdanken, dass sie heute trotzdem noch ihr originales, historisches Erscheinungsbild trägt. 

Als wir in Betancuria sind, ist es bereits spät und die Sonne senkt sich schon Richtung Horizont. Der Vorteil ist, dass sich bereits sämtliche Tagesgäste verabschiedet haben. Die Gassen sind nahezu menschenleer und fast alle Bars und Restaurants geschlossen. So kommt die historische Architektur noch besser zur Geltung und wir können auch ganz gute Fotos schießen. Was für eine schöne Abendstimmung! 

Auf dem Rückweg nach La Pared geht die Sonne dann wirklich unter. Davor taucht sie die Abhänge der Berglandschaft, durch die wir fahren, noch einmal in die bezauberndsten Rottöne. Von den bereits beschriebenen Aussichtspunkten Risco de Las Peñas und Las Peñitas genießen wir die Abendstimmung, und zwar ganz alleine. Offenkundig verirren sich nicht allzu viele Touristen ins Landesinnere Fuerteventuras. Wir haben nichts dagegen. 

Bei einer anderen Gelegenheit fahren wir nur durch Betancuria durch, allerdings nicht ohne bei einer Tapasbar an der FV-30 einen Drink zu nehmen. Von dort hat man auch einen schönen Panoramablick auf das kleine, beschauliche Städtchen.

Folgt man der FV-30 hinter Betancuria weiter nach Norden, erreicht man bald den etwas abseits der Straße gelegenen Mirador De Morro Velosa. Hier findet der gebirgigere Teil der Insel langsam sein Ende und der Blick öffnet sich über die im Norden anschließende Ebene, die mit einzelnen Vulkankegeln gesprenkelt ist. Es gibt dort auch ein Gebäude, das ein Museum oder Café ist, so genau kann man das nicht sagen. Im Moment scheint es auf jeden Fall nicht in Betrieb zu sein, es sieht verlassen und bereits etwas verwahrlost aus. Im Nachhinein haben wir herausgefunden, dass das Gebäude ein Werk César Manriques ist, den wir von unserer Lanzarote-Reise her bereits gut kennen. 

Über ein paar Serpentinen folgen wir weiter der FV-30 bis sie in die FV-416 mündet. Von dort geht es nach Süden, das Zentralmassiv Fuerteventuras immer zu unserer Rechten. Auf der linken Seite sehen wir über die flachen Ebenen oft bis zum Meer. 

Unser Ziel ist Tiscamanita, ein kleines Bauerndorf, das über eine perfekt restaurierte Windmühle verfügt, die manchmal auch noch zum Mahlen genutzt wird. Verarbeitet werden dort die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus der Region, beispielsweise Gerste, Mais, Hirse und Kichererbsen. Angeschlossen ist ein kleines Windmühlenmuseum, das allerdings - als wir dort sind - bereits geschlossen ist. Bei dieser Hitze sind wir gerne später, aber dafür bis zum Sonnenuntergang unterwegs.  

Ein Highlight an Fuerteventuras Westküste ist das Örtchen Ajuy. Die weiß getünchten und mit bunten Details versehenen Flachdach-Häuschen des winzigen Fischerdörfchens liegen sehr pittoresk an einem kohlrabenschwarzen Sandstrand, auf dem Fischer ihre ebenso bunten Boote ausgebreitet haben. Hier merkt man irgendwie schon, dass wir uns zumindest geographisch in Afrika befinden. Das Bad im Meer ist wunderbar angenehm und am Strand finden wir auch ein nettes Lokal, wo wir uns Tinten(Fisch) schmecken lassen. Hier kommt richtiges Urlaubsfeeling auf.  

Vom Nordende Ajuys führt ein sehr schöner Küstenweg auf den Klippen entlang zum Naturschutzgebiet Cuevas de Ajuy. Eine Legende besagt, dass die Höhlen Piraten als Lager für ihre Beute dienten, Beweise dafür gibt es allerdings keine. Als gesichert gilt hingegen die Tatsache, dass von hier bis ins 19. Jahrhundert besonders reiner Kalkstein verschifft wurde, der hier an der Küste vorkommt. Ebenso sicher ist, dass der Blick auf die zerklüftete Küste von den Klippen aus atemberaubend schön ist und der Küstenpfad daher ein absolutes Muss.