Kuala Lumpur und Umgebung
Da unser Hotel im Stadtzentrum von Kuala Lumpur liegt, können wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß und ohne Hilfe von Lilian und Amu erreichen. Wir klappern sie ab, während die beiden in der Arbeit sind.
Das Stadtbild Kuala Lumpurs zeigt allgemein eine ganz interessanten Mischung aus modernen und kolonialen Gebäuden, wobei letztere das Erbe der europäischen Kolonialisten, das sich in unterschiedlich gutem Erhaltungszustand befindet, oft im wahrsten Sinne des Wortes etwas in den Schatten stellen. Dazu besitzt die multi-ethnische Stadt einen wilden Stilmix aus futuristsich-islamischer, moderner, indisch inspirierter sowie chinesischer und europäischer Architektur.
Nur einen Steinwurf von unserm Hotel entfernt befindet sich die Masjid Jamek. Sie ist eine der ältesten Moscheen der Stadt und liegt am Zusammenfluss der Flüsse Klang und Gombak. Von diesen rührt der Name der Stadt her, denn Kuala Lumpur bedeutet so viel wie "schlammige Flussmündung".
Gleich in der Nähe beginnt die Petaling Street. Sie gilt mehr oder weniger als die Chinatown Kuala Lumpurs. Die üblichen chinesischen Torbögen empfangen uns und sofort tauchen wir ein in das quirlige Viertel mit seinen unzähligen Restaurants, Garküchen, Shops und Marktständen.
Im Vergleich zur Petaling Street geht es auf dem Central Market viel geordneter zu. In dem Art Deco-Gebäude aus den 30er Jahren wird nicht wild gefeilscht, die Verkaufsflächen sind fein säuberlich eingeteilt und die Produkte ordentlich angeschrieben. Im Unterschied zu einem "normalen" Shopping-Center ist das Warenangebot hier allerdings deutlich exotischer und auch geschmackvoller.
Die Kuala Lumpur Railway Station wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts fertiggestellt und ist ein echter Hingucker. Das im neo-maurische bis neo-sarazenische Gebäude könnte man - wären da nicht die Gleisanlagen - locker für den Bruder der Masjid Jamek halten. Oder für die Schwester des Taj Mahal-Casinos, je nachdem!
Die Masjid Negara ist die Nationalmoschee Malaysias. Das moderne Gebäude aus den 60er-Jahren liegt inmitten einer riesigen Gartenanlage und hat so gar nichts mit der Masjid Jamek gemeinsam. Das beeindruckende Gebäude erinnert mehr an eine Star-Wars-Kulisse als an ein Gotteshaus. Dass die Besucher vor dem Betreten der Innenräume in lila Jedi-Umhänge gehüllt werden, tut das seine dazu.
Das Zusammenleben verschiedener Ethnien auf engem Raum bringt es mit sich, dass in Kuala Lumpur Tempel unterschiedlicher Glaubensrichtungen nah beeinander liegen. Der Sri Maha Mariamman Temple beispielsweise ist der älteste Hindu-Tempel in der Stadt. Der überbordend dekorierte Eingangsturm im südindischen Stil ist auf jeden Fall sehr beeindruckend, die detailreich dargestellten Gottheiten decken die gesamte Charakter-Palette von vertrauenserweckend bis furchterregend ab. Barfuß schlendern wir auf dem Gelände herum, es gibt viel zu entdecken und der betörende Duft der Räucherstäbchen haut uns zusammen mit der tropischen Hitze fast um.
Schräg gegenüber - gleich auf der anderen Straßenseite - befindet sich der Guan Di Temple. Das Heiligtum der Taoisten ist einem General gewidment, der ob seiner Kampfkünste hier als Kriegsgott verehrt wird.
Unweit davon liegt der Sin Sze Si Ya Tempel, der - Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet - tatsächlich älteste Tempel der Taoisten in Kuala Lumpur. Er ist 2 auf realen Personen basierenden Schutzgottheiten gewidmet, die das siegreiche Kuala Lumpur während eines Bürgerkriegs verteidigt haben. Von außen recht unscheinbar, beeindruckt die Anlage im Inneren. Vor allem das zentral von der Decke abgehängte "Schiff", das irgendwie auch wie eine Art "Jüngstes Gericht" aussieht, ist toll.
Einer der zentralen Plätze Kuala Lumpurs ist der Merdeka Square. Hier wurde 1957 die Unabhängigkeit Malaysias ausgerufen und erstmals die malaiische Fahne auf einem gigantischen Mast gehisst. An seiner östlichen Längsseite befindet sich das Sultan Abdul Samad Building. In dem auffälligen Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert war ursprünglich die britische Kolonialverwaltung untergebracht. Heute haben hier das Kommunikationsministerium und das Ministerium für Tourismus und Kultur ihren Sitz.
Gegenüber findet man in einem etwas unscheinbareren Gebäude den Royal Selangor Club, der von hochrangigen Vertretern der britischen Kolonialgesellschaft gegründet wurde. Mittlerweile finden sich auch viele malaiische Beamte unter den Mitgliedern. Unter anderem organisiert der Club diverse Sportveranstaltungen, darunter Cricket-Spiele, die lange direkt vor dem Clubgebäude auf dem Rasen des Merdeka Squares ausgetragen wurden.
Um auch von oben einen Blick auf Kuala Lumpur zu bekommen, beschließen wir, die Aussichtsplattform des Menara Kuala Lumpur zu besuchen. Der im KL Forest Eco Park gelegene Fernsehturm ist über 400 Meter hoch, was ausreicht, um den nördlich gelegenen Petronas Towers "auf Augenhöhe zu begegnen". Bei für tropische Verhältnisse sehr guter Sicht lassen sich viele Details erkenne, was nicht nur die Zwillingstürme noch beeindruckender macht, sondern die unter uns liegende Stadt wie ein riesiges Miniatur-Wunderland wirken lässt.
Auf der globalen Landkarte wurde Kuala Lumpur erst mit dem Bau der Petronas Towers ein Begriff. Die gleich hohen und mit einer Skybridge verbundenen Zwillingstürme wurden 1998 fertiggestellt und waren bis zur Vollendung von Taipei 101 im Jahr 2004 die höchsten Gebäude der Welt. Architekt César Pelli hat hier eine ganz spezifische, an lokale Vorbilder angelehnte, Formensprache gewählt.
Die Türme staffeln sich nach oben hin kleinteilig zurück und wirken von Weitem betrachtet wie die High-Tech-Interpretation der Türme von Angkor. Für diesen Standort ist das in jedem Fall ein gelungenes Konzept und wir schlendern ausgiebig in der Anlage, die die Türme umgibt, herum. Dazu gehört nicht nur eine gigantisches Shopping Center mit sehr empfehlenswertem Food Court, sondern auch der KLCC Park. Die riesige Grünanlage mit beeindruckend angelegten, dicht wuchernden Pflanzflächen, einem künstlichen See, tollen Kinderspielplätzen und vielem mehr, ist echt gelungen. Es empfiehlt sich, längere Zeit in dieser Oase zu verbringen, insbesondere wenn man eine Auszeit vom Großstadttrubel sucht oder Abkühlung im Schatten tropischer Pflanzen.
Die Besichtigung der downtown-nahen Sehenswürdigkeiten Kuala Lumpurs haben wir sozusagen auf eigene Faust unternommen. Für weitere Erkundungen vertrauen wir uns gerne Amu und Lilian an. Es ist sehr angenehm, sich von erfahrenen Locals herumführen zu lassen und wir genießen diese "guided tour" sehr.
Mit Amus Auto fahren wir alle gemeinsam nach Putrajaya, einer im Süden Kuala Lumpurs gelegenen, in den 90er-Jahren errichteten Planstadt, die nunmehr als Sitz der malaiischen Verwaltung und Regierung dient. Die Stadt grenzt sich bewusst zu Kuala Lumpur, das von den Briten gegründet wurde und immer als Zeugnis der Kolonialära dienen wird, ab. Sie zählt ca. 50.000 Einwohner, ihre repräsentativen Gebäude wurde an den Ufern eines künstlich angelegten Sees errichtet. Zentral positioniert wurde der Sitz des malaiischen Ministerpräsidenten in einem pompösen, von islamischer Architektur beeinflussten, Gebäude.
Gleich nebenan liegt eine weitere Hauptsehenswürdigkeiten Putrajayas, die Putra Mosque. Die 15.000 Gläubige fassende, aus rotem Granit errichtete Moschee, liegt im Licht der untergehenden Sonne beeindruckend vor uns und wir sehen uns dort lange um.
Die übrige Besichtigung Putrajayas machen wir nicht per pedes, sondern lassen uns bequem von Amu durch die weitläufig angelegten Prachtstraßen kutschieren, die nach Einbruch der Dunkelheit und in beleuchtetem Zustand auch sehr beeindruckend sind. Besonders sticht die Seri Wawasan Bridge heraus, nicht zuletzt da sie eines der wenigen Bauwerke ist, das kein offensichtliches, traditionelles Vorbild hat. Uns gefällt die moderne Schrägseilbrücke auf jeden Fall sehr gut.
Mit Amus (motorisierter) Unterstützung haben wir außerdem die Möglichkeit ein weiteres Highlight außerhalb Kuala Lumpurs zu besuchen - die nördlich der Stadt gelegenen Batu Caves. In den natürlich entstandenen Kalksteinhöhlen befinden sich mehrere Hindu-Schreine, auf dem Vorplatz werden wir von einer riesigen, golden schimmernden Statue empfangen. Spektakulär führt eine mehrere hundert Stufen lange, sehr steile Treppe zu der 100 Meter hohen Kathedralenhöhle empor. Wir keuchen in der tropischen Hitze hoch und werden zusätzlich noch "angspornt" von einer Heerschar von Javaneraffen, die sich auf der Treppe herumtreiben. So ganz trauen wir den etwas zu zutraulichen Tieren nicht und trauen uns daher kaum, stehenzubleiben. So wird der Aufstieg zu einer ziemlich schweißtreibenden Angelegenheit. Die Höhlen entschädigen uns aber auf jeden Fall für die Anstrengung. Die Stimmung in der Höhle, die von Fledermäusen und Vögeln bewohnt wird, ist außergewöhnlich. Ebenso die in allen möglichen schrillen Farben bemalten Hindu-Heiligtümer mit ihren anschaulich dargestellten Göttern und Dämonen.
Ganz besonders freut uns, dass Amu uns auch zu sich nach Hause einlädt. Ihr Apartment im Pantai Hillpark liegt in einem der oberen Stockwerke und der Blick vom Balkon reicht tatsächlich bis zur Downtown, man sieht sogar die Petronas Towers. Außerdem gehört ihr noch eine weitere Wohnung in einer recht modernen und ansprechend gestalteten Wohnanlage neben dem Pantai Hillpark, das sie zu vermieten beabsichtigt. Es ist zwar nicht so hoch gelegen, aber uns gefällt es trotzdem fast besser - wir würden auf jeden Fall sofort einziehen.
Abends zeigen uns Amu und Lilian außerdem noch Bangsar, ein Ausgehviertel, in dem sie öfter anzutreffen sind. Auf der Terrasse einer guten Bar nehmen wir einige Drinks und lassen den Tag mit einer guten Unterhaltung ausklingen.

















