Die Stadtteile Kariye und Beyoglu

Ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade liegt der Stadtteil Kariye. Nichtsdestotrotz befinden sich hier gleich 2 historisch bedeutende Bauwerke, die wir uns für unsere weitere Entdeckungstour ausgesucht haben.

Zum einen ist das die auf einem Hügel gelegene Chora-Kirche. Der ursprünglich als orthodoxe Kirche errichtete Sakralbau beherbergt unglaubliche Mosaiken und Fresken, die zu den bedeutendsten der Welt zählen. Wir sind von deren Fülle und Qualität auch sehr beeindruckt, in dem stimmungsvoll abgedunkelten Raum kommen sie besonders gut zur Geltung. Positiv wirkt sich auch das Fehlen der Touristenmassen auf die gesamte Stimmung in dem Gebäude aus. Wir haben diesen Besuch sehr genossen.

Nicht minder interessant sind die eindrucksvollen Reste der Theodosianischen Mauer, die sich quer durch Kariye ziehen und auch an der Chora-Kirche vorbei.

Empfehlenswert ist die "Anreise" zur Chora-Kirche auf dem Wasser. Ab Eminönu verkehren Fähren entlang des Goldenen Horns. Sie halten wechselseitig an den beiden Ufern, die zur Kirche nächste gelegene Haltestelle ist "Ayvansary". Von dort geht es noch ein gutes Stück zu Fuß den Hügel hinauf.

Als wir den Hügel hinaufsteigen, passiert und allerdings folgendes: Vor uns geht ein Schuhputzer, wie man sie in Istanbul häufiger antrifft. Plötzlich verliert er eine seiner Schuhbürsten, scheinbar ohne es bemerkt zu haben. Wir heben sie natürlich auf und tagen sie ihm hinterher. Wir kommen so ein wenig ins Gespräch und er will uns dann unbedingt die Schuhe putzen. Es ist uns schon klar, dass das nicht nur eine Gefälligkeit wegen des Nachtragens der Bürste ist und so zieren wir uns ein wenig, lassen ihn dann aber doch an unsere Schuhe ran. Wir bezahlen ihm einen geringen Preis für die Dienstleistung, fühlen uns nicht übers Ohr gehauen und so ist die Sache für uns auch in Ordnung. Später sollten wir dann erfahren, dass das eine beliebte "Abzockmasche" ist und dass dabei oft horrende Summen für das Schuheputzen verlangt werden. Da das in unserem Fall nicht so war, sind wir nicht unzufrieden mit dem Erlebnis, sondern um eine Urlaubsanekdote reicher.

Eventuell wären wir gewappnet gewesen, wenn wir folgendes Buch schon VOR Abreise gelesen hätten. Wir können es jedem Istanbul-Reisenden auf jeden Fall uneingeschränkt empfehlen. Es ist sicher eines der besten der Reihe, die darin enthaltenen Geschichten sind ungemein kurzweilig und informativ.

Literaturtipp: "Gebrauchsanweisung für Istanbul" von Kai Strittmatter

Der Stadtteil Beyoğlu gehört zum europäischen Teil Istanbuls und liegt nordöstlich des Goldenen Horns. Es stellt sozusagen den Mittelpunkt des modernen, westlich geprägten Teils der Stadt dar. Hier befinden sich der Taksim-Platz und die südwestlich von ihm abgehende İstiklal Caddesi, eine moderne Einkaufsstraße mit Fußgängerzone.

Verbunden werden die Stadtteile Beyoğlu und Eminönü durch die Galatabrücke. Das zweistöckige Bauwerk dient nicht nur als lebenswichtige Verkehrsader sondern auch als beliebter Treffpunkt. Auf der unteren Ebene befindet sich eine Vielzahl an Lokalen, von denen man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadtteile zu beiden Seiten des Goldenen Horns genießen kann. Zu praktisch jeder Tageszeit sind hier außerdem Fischer anzutreffen, die mit langen Angelruten ihr Glück versuchen.

Empfehlenswert ist das Viertel um den Galataturm. Das unter Justinian I. errichtete und später rekonstruierte Bauwerk dient heute als Aussichtsturm. Wer den Hügel, auf dem er sich befindet, nicht zu Fuß erklimmen möchte, kann den Tünel Istanbul benutzen. Es handelt sich dabei um eine unterirdisch verlaufende Standseilbahn mit schön gestalteten Stationsbauwerken, welche seit 1875 durchgehend in Betrieb ist. Die Talstation Karaköy befindet sich unweit des nördlichen Endes der Galatabrücke, die Bergstation Beyoğlu nördlich des Galataturms. Alternativ führen viele schön angelegte Treppenbauwerke - teils mit Graffiti dekoriert - ebenfalls bis zur Spitze des Hügels.

Da bei unserer winterlichen Istanbul-Reise das Wetter nicht 100%-ig mitspielt, ist an abendliches Outdoor-Programm leider nicht zu denken. Als verlockende Alternative bei nasskaltem Wetter erscheint uns ein Kinobesuch. Wir machen uns also auf die Suche nach einem englischsprachigen Film und so verschlägt es uns in die "Historia Mall" mit angeschlossenem Multiplex-Kino. Wir sehen "Das Versprechen eines Lebens" (Originaltitel: "The Water Diviner") in dem nicht nur Russel Crowe und Olga Kurylenko zu sehen sind, sondern auch eine Reihe bekannter, türkischer Schauspieler. Der Historienfilm wurde an vielen Originalschauplätzen in Istanbul gedreht und gibt auch einen Einblick in die Geschichte des Osmanischen Reichs während des 1. Weltkriegs. Der perfekte Film für einen Istanbul-Trip!