
1001 Nacht im Stadtteil Sultanahmet
Zur Erkundung der Mega-Metropole Istanbul nutzen wir vor allem die modernen Straßenbahnen, teilweise die Fähren und natürlich unsere Füße. Es gibt zwar auch U-Bahnen, aber zum Zeitpunkt unseres Besuchs ist deren Netz noch sehr lückenhaft, so dass sie uns wenig nützen.
Als erstes nehmen wir uns die klassischen Sehenswürdigkeiten im Altstadtviertel Sultanahmet vor. Dieses liegt im europäischen Teil der Stadt und hier befand sich auch das Zentrum des historischen Konstantinopels. Rund um einen zentralen Platz, an dem sich in antiker Zeit das Hippodrom befand, gruppieren sich ein paar der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Istanbuls. Auf dem Platz selbst steht heute der Obelisk des Theodosius, welcher unter Kaiser Theodosius I. hier aufgestellt wurde. Angefertigt wurde er allerdings schon viel früher, und zwar im alten Ägypten. Die mit Hieroglyphen versehene Säule ist sage und schreibe über 2000 Jahre alt.
Am nordöstlichen Ende des Platzes thront in ihrer ganzen Pracht die Hagia Sophia. Viel haben wir über dieses weltberühmte Bauwerk in Architektur- und Geschichtsbüchern gelesen, nun stehen wir davor. Wir haben keine Tickets vorgebucht. Die Besucherschlange hat schon eine beträchtliche Länge, aber es geht eigentlich gut voran und nach ca. 20 Minuten befinden wir uns schon unter der gewaltigen Kuppel des als byzantinische Kirche erbauten und später (und wieder ab 2020) als Moschee genutzten Gebäudes. Heute ist die Hagia Sophia ein Museum und somit jedermann - Ticket vorausgesetzt - zugänglich. Die gewaltige Ziegel-Kuppel ist eine der größten der Architekturgeschichte und innen mit prächtigen Mosaiken ausgestattet. Deren goldener Glanz verleiht dem sonst mit Naturstein ausgestatteten Innenraum eine ganz besondere Aura. Man merkt instinktiv, dass es sich hier um eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Geschichte handelt.
Nur einen Steinwurf entfernt liegt der Topkapı-Palast. Um die Warteschlange am Ticket-Schalter zu umgehen, haben wir diesmal vorab ein Online-Ticket gekauft und im Hotel ausdrucken lassen. Der Palast diente über Jahrhunderte den Sultanen des Osmanischen Reichs als Wohn- und Verwaltungssitz. Er liegt strategisch günstig auf der Spitze der diesen Stadtteil beherbergenden Halbinsel und bietet einen ungehinderten Blick auf den Bosporus und das Goldene Horn. Nach der Eroberung Konstantinopels wurde mit dem Bau begonnen, diverse Erweiterungen fanden bis ins 19. Jahrhundert statt. Die um 4 Höfe gruppierten Räumlichkeiten beherbergen heute bedeutende islamische Reliquien und sind prächtig mit Marmor, Fliesen, Teppichen und Kalligraphien ausgestattet. Viele von ihnen sind offen und konzeptionell auf die Innenhöfe orientiert. Vom Raumgefüge her ist das sehr interessant, nur an dem Tag unseres Besuchs nicht ganz prakitakbel. Es schüttet heute wie aus Schaffeln und eigentlich waren wir schon pitschnass als wir beim Palast angekommen sind. Das Mistwetter wird dieser Anlage nicht gerecht, wir finden sie leider sehr ungemütlich und können es nicht erwarten, im nächsten Kaffeehaus unsere Socken zu trocknen.
Eine weitere Sehenswürdigkeit, die im Zentrum des Altstadtviertels zu finden ist, ist Yerebatan Sarnici, der Versunkene Palast. Von außen eher unscheinbar, offenbart sich die Faszination dieses Bauwerks, wenn man unter die Erde eintaucht. Es handelt sich hierbei nämlich um eine spätantike Zisterne, die als Wasserspeicher für den Großen Palast Kaiser Justinians diente. Der Innenraum der Zisterne besteht aus einem Wald an antiken Säulen, deren Zwischenräume mit Wasser gefüllt sind. Die Kapitelle der Säulen sind überwiegend korinthisch, teilweise thronen sie thematisch passend auf umgedrehten Medusenhäuptern. Über Stege wandelt man im Halbdunkeln zwischen diesen Säulen hindurch, die sich gemeinsam mit der spärlichen Beleuchtung in der Wasseroberfläche perfekt widerspiegeln. Umrahmt wird das Ganze durch dezente, klassische Musik. Wir haben so etwas noch nie gesehen, die Stimmung ist unglaublich und definitiv zählt der Versunkene Palast zu Istanbuls Top-Sehenswürdigkeiten.
Der Hagia Sophia südwestlich gegenüber befindet sich die berühmte Sultan-Ahmed-Moschee oder auch Blaue Moschee. Dieser Sakralbau aus dem 17. Jahrhundert ist noch "in Betrieb", es ist daher keine Eintrittsgebühr zu entrichten, allerdings von den weiblichen Besuchern ein Kopftuch zu tragen. Da es Winter ist, erfüllt diesbezüglich auch die von Iris getragene Haube diesen Zweck. Im Gegensatz zur Hagia Sophia ist der Innenraum dieses Gebäudes komplett mit Teppichen ausgelegt, was zu einer sehr angenehmen und ruhigen Atmosphäre beiträgt. Die Wände und Kuppeln sind über und über mit - großteils blau-weißen - Fliesen belegt, was der Moschee ihren Zweitnamen einbrachte. Auch von außen ist dieses Bauwerk mit seiner Fülle an Kuppeln und den gigantisch hohen Minaretten ein echter Hingucker.
Südöstlich an die Moschee angelehnt befindet sich der kleine, aber feine Arasta Basar, der ebenfalls einen Abstecher wert ist.
Südlich der Sultan-Ahmed-Moschee erstreckt sich das kleinteilige, Sultanahmet-Viertel. Es macht Spaß in den engen Gassen herumzustreifen, teilweise finden sich hier noch traditionelle, osmanische Holzhäuser, deren Zustand mal besser mal schlechter ist. Auch eine Vielzahl an Lokalen gibt es hier, so dass sich der Stadtteil zu jeder Tageszeit zum Essen gehen eignet. Im südlichen Teil - Nahe der Küste zum Marmarameer - befindet sich die Kleine Hagia Sophia, ein kleiner, frühbyzantinischer Kuppelbau, der als Vorbild für die uns allen bekannte Hagia Sophia diente.




































