Die Hauptstadt des modernen Griechenlands
Da Wolfgang vorwiegend aus beruflichen Gründen in Athen ist, beginnt Iris die Erkundung der griechischen Hauptstadt erst mal allein. Los geht es dabei am Syntagma Square. Kommt man von der U-Bahn und benützt den großen Hauptausgang, landet man unweigerlich mitten auf dem großen Platz, der irgendwie das Zentrum des modernen Athens ist.
An seiner östlichen Seite befindet sich dann auch gleich eines der Wahrzeichen Athens, das Parlament. Mit seiner recht schmucklosen Fassade wirkt es gemessen an seiner Bedeutung eigentlich ziemlich unscheinbar, was aber andererseits einer Demokratie durchaus angemessen ist. Aufgemotzt wird es auf jeden Fall durch das Grabmal des unbekannten Soldaten, welches von den Evzonen – den Soldaten der ehemaligen königlich-griechischen Leibgarde – bewacht wird. Mit ihrer speziellen Tracht sehen sie schon recht eigenwillig aus. Die Wachablöse finden stündlich statt, man muss also nicht lange darauf warten.
Geht man die Mitropeles ostwärts, kommt man bald zur Kathedrale Mariä Verkündigung. Sie ist der Sitz des orthodoxen Erzbischofs von Athen. Die relative neue Kirche wurde im Prinzip von dem Architekten Theophil Hansen entworfen, dann aber in abgewandelter Form realisiert. Weitreichender bekannt dürfte Hansen aber ohnehin für seine umfassende Tätigkeit an der Wiener Ringstraße sein. Die Wiener Börse, der Musikverein und auch das österreichische Parlament wurden nach seinen Plänen erbaut. Innen ist sie opulent mit Fresken und Ikonen dekoriert. Neben der Basilika befindet sich noch ein ganz kleines byzantinisches Kirchlein, die Panagía Gorgoepíkoos, welche dem Erzbischof einst als Privatkapelle diente. Der Bau aus dem 12. Jahrhundert wurde auf einem antiken Tempel errichtet und dafür ebensolches Baumaterial benutzt. Vor der Kathedrale befindet sich die Statue des Erzbischofs Damaskinos, der dieses Amt zur Zeit der deutschen Besatzung innehatte und gegen die Deportation der jüdischen Bevölkerung kämpfte.
Lediglich ein paar Meter weiter erreicht man die Kapnikarea-Kirche. Auch sie wurde auf den Fundamenten eines antiken Tempels errichtet. Mehrfach war geplant, dieses kleine Schmuckstück abzureißen. Glücklicherweise wurde daraus nichts, denn abgesehen von ihrem kulturhistorischen Wert ist die Kirche und der umgebende Platz ein allseits beliebter Treffpunkt der Athener. Hier lässt es sich im Schatten der lila blühenden Jacaranda-Bäume wunderbar „Leute schauen“.
Auch die umliegenden Straßenzüge sind sehr belebt und – wie es scheint – vor allem beim jüngeren Publikum beliebt. Es gibt viele hippe Lokale, Vintage-Läden und Graffiti-Kunstwerke im Angebot.
Geht man von hier noch ein kleines Stück weiter nach Westen, bietet sich linkerhand entlang der Straße Aiolou ein erster hervorragender Blick auf die Akropolis, die sich majestätisch hinter den Häusern der Plaka, der griechischen Altstadt, erhebt.
Angeschmiegt an den nördlichen Abhang des Akropolisfelsens liegt dort das überschaubare Viertel Anafiotika. Die am Hang errichtete Siedlung wurde von in Athen lebenden Handwerkern der Insel Anafi erbaut, daher auch der Name. Das Besondere ist, dass es sich hier um ein kleines Stück Kykladen mitten in der griechischen Hauptstadt handelt. Die dicht aneinandergebauten, weiß getünchten Häuschen sind wirklich das Ebenbild ihrer Kollegen auf Paros, Naxos und Mykonos. Es ist sehr nett, in dem Gewirr aus engen Gassen herumzustreifen und einen tollen Blick auf das Häusermeer Athens gibt es obendrein!
Noch ein wenig weiter westlich liegt dann der allseits beliebte Monastiraki Square, der – wenn man so will – das Zentrum des heutigen Athens ist. Umgeben von Baudenkmälern aller historischer Perioden bietet er den perfekten Rahmen für modernes, urbanes Leben. Hier findet man eine Unzahl an Cafés und Restaurants, es ist ein beliebter Treffpunkt gleichermaßen für Athener und Touristen, Künstler, Musiker und Straßenverkäufer wuseln durcheinander. Kurz – hier spielt sich das pralle Leben ab und es wird sicher nie langweilig.
In den Nebenstraßen des Monastiraki Squares befindet sich außerdem ein ganz interessanter Flohmarkt, wo relativ wenig Touristen-Ramsch angeboten wird. Dafür findet man hier tatsächlich noch antike Möbelstücke, alte Bücher, Schallplatten und Kriegsmemorabilia.
Von Monastiraki nach Norden gehend kommen wir am Athener Zentralmarkt vorbei und schließlich zum Kotzia Platz, wo sich unter anderem die griechische Nationalbank befindet. In einer Ecke des orthogonalen Platzes taucht eine archäologische Ausgrabung auf, die wieder einen Eindruck davon vermittelt, dass wir uns auf geschichtsträchtigem Boden befinden. Rund um den Kotzia Platz kommen wir an vielen baufälligen Gebäuden, verlassenen Geschäften und Einkaufspassagen vorbei. Es fällt auch auf, dass abseits der Touristenpfade nicht sehr viel los ist. Es sieht aus, als wäre die Stadt ein wenig im Dornröschenschlaf, was uns von Wolfgangs Drupal-Kollegen lapidar mit den Worten "That's the crisis" erklärt wird.
Bei der Metro-Station Panepistimio befinden sich weitere bedeutende Gebäude des modernen Grichenlands: Die griechische Nationalbibliothek und die Athender Akademie. Von dort sind es dann nur mehr ein paar Schritte zurück bis zum Syntagma Platz mit dem Parlamentsgebäude.
Um noch eine andere Seite von Athen kennenzulernen, beschließt Iris in den Süden der Stadt zu fahren. Da die mittlerweile sicher sehenswerte Stavros Niarchos Foundation aber noch in Bau ist, und es daher dort außer Bauzäunen nicht viel zu bewundern gibt, macht sie einen Abstecher zu einem nahe gelegenen Strand, dem Paralia Flisvos, wo sich doch tatsächlich ein paar Einheimische in die Fluten schmeißen. Das Wasser der Ägäis sieht auch hier tadellos aus und hat eine wunderschöne türkise Farbe. Im Hintergrund sieht man bereits die hügelige "Skyline" von Piräus. Von dem weltbekannten Hafen legen die Schiffe zu den griechischen Inseln ab. Hier lässt sich hervorragend ein wenig Seeluft und der Duft der weiten Welt schnuppern. Ganz so weit geht es heute aber nicht mehr, sondern vom wunderschönen Bahnhof von Piräus mit der Metro zurück ins Stadtzentrum.
